24 März 2006

Eheglück versus Ehevertrag

Ein bekannter Fakt der Ehe ist:
Sie lässt sich nur durch 2 Dinge beenden, nämlich Tod oder Scheidung.

Ersteres, ganz klar und sehr makaber, ist das erstrebenswerte Finale für jedes Paar, das über die Hochzeit und vor allem den eventuellen Eheverlauf nachdenkt.
Zweiteres jedoch, und dass muss man heutzutage sagen wie noch nie seit Menschenbeginn, kommt ebenfalls vor, auch wenn ich so manche Statistiken eher für Schwarzmalerei halte.
Schließlich halten 2/3 aller Ehen, nicht "1/3 werden geschieden".
(Stimmt die Zahl eigentlich wirklich oder ist das so eine völlig falsche Sache, die man hört und dann selber immer weitererzählt, ohne sie verifiziert zu haben? So wie bei "rohe Kartoffeln sind giftig".)

Nun sind wir beide hier ja Kaufleute, gelernte Kapitalisten quasi und außerdem ja auch gleichberechtigungstechnisch aufgeklärte Neuzeit-Demokraten, was dazu führt, dass wir uns für das Thema Ehevertrag interessiert haben, seit dem wir an Hochzeit das erste Mal gedacht haben.
Und das ist schon sehr lange her.
Ehevertrag, ja das war uns klar, das wollen wir. Macht man ja so heute.
Aber wie muss der denn aussehen?
So einfach ist das schließlich nicht...

Beim Thema Eherecht gibt es nämlich ein weit verbreitetes Phänomen, dass man bestenfalls als "gefühltes Recht" beschreiben kann, was sich wie folgt ausdrückt:
- Jeder weiß etwas dazu zu sagen ("Unbedingt Gütertrennung!")
- Jeder kann das zu Sagende auch mit Fall-Beispielen begründen ("Bei meiner Bekannten war das so, dass...")
- Alle gehen vom Schlimmsten aus ("...deswegen hat die nun nix und er alles...")
- Jeder macht dir Panik ("sonst passiert dir das auch!")
- Natürlich kann dir niemand wirklich einen rechtssicheren Rat geben. ("Geh aber besser doch zum Anwalt.")

Das Einzige, was man dabei lernt, und das kann ich jetzt wirklich mit Sicherheit behaupten, ist, dass sich bei diesem Thema immer der wahre Charakter des Gegenüber zeigt!

Schließlich geht es um Geld.
"Und bei Geld hört die Liebe (Freundschaft) auf."
Was für ein Trauerspiel menschlicher Egomanie...
Nur als Anregung, macht euch mal den Spaß und fragt andere, was sie zum Thema Ehevertrag zu sagen haben.
Ein Studienkollege von mir drückte sich einmal sehr einfach aus:
"Der wird so dick, dass man da den Fernseher draufstellen kann."

Und ich Idiot hab das auch noch später mal nachgeplappert...

Vor allem Beginn muss man sich schließlich fragen, was man mit einem Ehevertrag erreichen möchte?
Geht es bloß um die Absicherung von Unterhalt, wenn er arbeitet und sie die Kinder groß zieht?
Oder spielt eine Firma eine Rolle, eine absehbare Erbschaft sogar?

Wir Männer, und das sage ich mit Bedauern, haben beim Thema Eherecht für gewöhnlich einen Wissensvorsprung. Ob im Fußball- oder Golfclub, beim Steuerberater, Rotary oder im Schützenverein, wir Männer sind einfach mehr in Vereinen und Gruppen organisiert und dort wird auch wesentlich mehr Wissen (gefährliches Halbwissen zumeist) geteilt, als bei der Kindergartengruppe oder beim Sport der Frauen.

Versteht mich nicht falsch: Mir missfällt das zutiefst, es ist aber eine Tatsache.
Und deswegen kommt es, dass zumeist die Frauen keine Ahnung haben, was Sache ist, wenn er sie zum Notar schleppt und einen Ehevertrag zur Unterschrift vorgibt.
Denn, mal ehrlich, der gemeinsame Anwalt ist doch meist eher mit ihm als mit ihr befreundet, oder?

Nein, nicht bei uns.
Haha, ja großes Lachen, ausgerechnet deren Anwalt ist ja auch sein Vater, wie ehrlich kann er das hier schon meinen, fragt ihr euch nun. Dani wird sicher total über den Tisch gezogen.

Nun, ihr dürft zwei Sachen nicht vergessen.
Erstens: Daniela hat Eltern, welche ihre Tochter sehr lieben, zudem was Vertrags- und Erbrecht angeht nicht grade unwissend sind, mich aber vor allem auch schon in früheren Arschloch-Phasen beobachtet haben. Die achten sicher sehr genau darauf, das Daniela nicht unabsichtlich das Familiensilber verschenkt.
Zweitens: Ich habe keinen Spaß an Geld und sehe zudem die Ehe als eine Gemeinschaft von Gleichberechtigung und gegenseitiger Unterstützung an, wenn man mal von Liebe, Leidenschaft und diesem ganzen Schickschnack absieht.

Folglich und weil ich mich auch immer wieder gerne selbst überrasche habe ich meinen Schatz zu einem Vortrag über das Ehevertragsrecht geschleppt.
Einem Vortrag von einer RechtsanwältIN.
Einer Rechtsanwältin, die auch Frauenbeauftragte ist.
Einer Rechtsanwältin, die auch Frauenbeauftragte ist, und zwar in Meerbusch.
Und das schon seit über 30 Jahren.

Junge junge, und ich als nahezu einziger Mann in einer Gruppe von Frauen, die ausnahmslos alle Mitglieder (welch Wortwitz!) der Frauenbewegung sind.
Das ist, als ob man als Zebra-Austauschschüler eine Löwenschule besucht, in der gerade Kochunterricht stattfindet.
Blicke von verwundert bis ablehnend oder gar feindselig trafen mich.

Ich wäre nicht ich, wenn ich nicht kurz überlegt hätte, Dani vor allen anzubrüllen, warum sie nicht in der Küche mein Essen macht.
Irgendwann ist mein Humor noch mal mein Untergang...

Jedenfalls: Der Kurs war kostenlos, aber nicht umsonst.
Danis Augen wurden immer größer, denn immerhin erklärte uns die Referentin wirklich einfach, unterstützt von Praxisbeispielen, wie man verhindern kann, dass einer von beiden nachher ausgezogen wird.
Witzigerweise waren offensichtlich mehr als die Hälfte der anwesenden Frauen bereits geschieden oder in Scheidung gerade, denn ... nun ... sagen wir einfach die Blicke wurden nicht besser und so manch Ex-Ehemann wurde verteufelt, als die Frauen merkten, wie übel sie verschaukelt worden sind.
Gütertrennung, nee is klar.

Außerdem wollten wir noch sichergehen, haben uns also nicht geniert, unser Beispiel aufzuzeigen und einige eventuelle Sachverhalte bzgl. Zugewinn oder Erbschaften etc mal vor allen durchzuspielen.
Letzter Kommentar der Anwältin vorne war ein verwundertes: "Wenn sie in 20 Jahren immer noch so denken, rufen sie mich bitte an. So was ist wirklich selten."

Schlussendlich diente die Teilnahme ja auch der Vorbereitung für den Termin bei eben jenem unserem Anwalt, welchen wir bei unserem nächsten Ahaus-Trip wahrnehmen werden.
Natürlich gehe ich hier jetzt nicht ins Detail, aber ich kann ruhigen Gewissens behaupten, dass Dani sich nun nicht mehr ehevertraglich veralbern lässt.
Warum sollte ich es auch anders wollen?
Klar, die Versuchung ist da und ich habe natürlich auch zwei oder drei Schlupflöcher erkannt.
Aber mal ehrlich:
Wir wollen doch fair bleiben, oder?
Es ist doch bloß Geld. Davon kann ich mir nichts Wichtiges kaufen.

Außerdem ist der Masterplan sowieso noch viel viel einfacher:
Die Ehe hält.

Punkt.

1 Comments:

Anonymous Anonym said...

Hmm, mich wundert, warum du das mit dem 'Essen machen' nicht Laut gesagt hast... Flo, du wirst doch jetzt nicht etwas ein lieber Ehemann? ;-)
Finde es sehr gut, dass du da mit Dani hin warst.


Holger

10:14  

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