11 Juni 2006

Samstag: Der Morgen

Ich hatte ja die vergangen Wochen immer wieder "gewusst", dass ich wunderbar schlafen könnte am Samstag, dem Tag meiner kirchlichen Hochzeit, vermutlich so bis 10Uhr.
Schließlich konnte ich bisher immer gut schlafen.
Leider dachte mein Körper da anders.
Punkt 6 war ich wach und auch wirklich schlagartig hellwach.
Noch 7 Stunden, bis ich sie sehen würde.

Also erstmal in Ruhe etwas lesen.
Direkt im ersten Stern fand ich einen interessanten Artikel über die Familien von heute, Unterschiede zu gestern, demographische Daten und Daten über den aktuellen Hochzeitstrend.
Es heiraten wieder mehr Paare in Deutschland.
Da es eine Serie war suchte ich mir die anderen beiden Ausgaben: Teil 2 über Kinder und Teil 3 über das Seniorenalter.
Dort stand, dass Leute vom Geburtsjahr 1980 wahrscheinlich 85 Jahre im Durchschnitt werden, verheiratete sogar 89!

Grinsend ging ich mich um halb 9 rasieren.
Ich hatte Dani nämlich versprochen, extra gründlich zu sein.
Wer mich kennt, weiß warum: Ich habe ein ... Charaktergesicht, und es gibt da zum Beispiel meine Wangenknochen zum Kinn hin, da bleiben schon mal ein paar Barthaare stehen, wenn man sich nicht wie in einem Horrorfilm die Gesichtshaut hochzieht. Da helfen weder Braun noch Philips.
Noch 4 Stunden, bis ich sie sehen würde.

Legere angezogen wie am Abend davor ging ich nun erstmal zu Fuß Brötchen holen.
Es gibt da eine kleine aber feine Bäckerei in Ahaus, Bäckerei Ravers, die machen wirklich sehr gute Käsebrötchen, welche ich für meinen Lebtag gerne esse.
Die wollte ich unbedingt.
Außerdem war mir klar, wenn ich an diesem Tag nicht richtig frühstücken würde, wäre mir wahrscheinlich genau zum Zeitpunkt der Trauung schlecht vor Hunger und das war so ziemlich das letzte, was ich wollte.
Man sagt ja nicht ohne Grund: Ohne Mampf kein Kampf.
Zudem waren da ja auch meine beiden Brüder und Lexis Freundin, die ebenfalls was futtern wollten. Also besser 10 Brötchen und extra Wurst einpacken lassen.
Schon auf dem Rückweg mampfte ich ein Käsebrötchen, frisch aus dem Ofen. Herrlich.
Wieder angekommen schmierte ich mir 3 weitere, setzte mich ins Wohnzimmer, machte mir Musik an (Gruppe "Tape", Album "one") und genoss die Ruhe.
Inzwischen wurden auch die anderen 3 wach und besetzten die Badezimmer.
Noch 3 Stunden, bis ich sie sehen würde.

Um 11 tauchte Theo auf, wir mussten ja noch die Blumen von Blumen Nienhaus abholen.
Eigentlich hatten wir nur 2x Autoschmuck bestellt, aber da Richard mich fahren sollte, nahmen wir ihn mit und ließen seinem Wagen ebenfalls ein paar weiße Bänder verpassen.
Sah sehr gut aus.
Beladen mit
1 Brautstrauß
1 Wurfstrauß
1 Streukörbchen
1 verblümte Taufkerze
2 Brautjungfersträußen
1 Bäutigamansteckblümchen
1 Autoschmuck Brautauto
1 Autoschmuck Bräutigamauto
ging es dann zurück zu uns, wobei Theo sich dann nach kurzem Überlegen doch schon wieder zu den Damen ins Hotel aufmachte.
Ursprünglich wollte er mich ja mitanziehen, wir hatten uns beim Schneider alles genau zeigen lassen, was ich wo wie zuknöpfen oder clipsen müsste, aber letztendlich konnte ich es doch alleine.
So hatte er mehr Zeit für die Damen und seine Aufmachung.

Zurück bei uns also ging ich erstmal aufs WC, meine Verdauung war mächtig angeregt, vermutlich von den vielen Brötchen und nicht von der Nervosität, die sich allmählich einstellte, einem ganz fiesem ziehen im Bauch.
Noch 1,5 Stunden bis ich sie sehen würde.

Während ich also thronte kamen inzwischen auch Holger, Jens, Henning und Mirjam (Jens Gefährtin).
Für meine beiden Trauzeugen hatten wir noch 2 Tage vorher schnell zwei gleiche Krawatten besorgt, richtig schönes gelb.
Zu dumm, dass beide keine Krawatten binden konnten, so konnte Henning, der sich bereit erklärt hatte, den Tag auf Video zu verewigen, schon mal mit dem Filmen anfangen.
Es gibt also ein Videoband von ca 30 Minuten Länge, wie sich Holger und Jens versuchen gegenseitig die Krawatte mit einem Windsorknoten zu binden. Versuchen wie gesagt, der geübte Blick stellt auf den Bildern (http://www.boerstings.de) schnell fest, dass das keine Windsorknoten sind...
Unterdessen ging ich duschen, kleidete ich mich an, rasierte mich ein 2. Mal und zog die Schuhe an.
Herrje, da drückten die Schuhe doch plötzlich?! Ich hatte sie doch 8 Minuten eingelaufen. Sollte Dani Recht gehabt haben und das nicht genug gewesen sein?
Also dickere Socken an. Wird ja schon keiner dran riechen wollen.
Viel besser.

Um zwanzig nach 12 waren wir alle soweit fertig und ich trieb die Bande zu den Autos.
Ich musste mir nämlich in letzter zeit öfter anhören, dass ich vermutlich sogar zu meiner Hochzeit zu spät kommen würde, bloß weil ich morgens gerne mal etwas langsamer zur Arbeit fuhr.
Ich wollte absolut pünktlich sein und in 40 Minuten hätte ich die Strecke zum Schloss, also dort wo das Fotoshooting sein sollte, auch einbeinig hüpfen können.
Sicher ist sicher.

Auf der Fahrt zum Schloss mussten wir durch die Innenstadt, vorbei an dem gerade erblühenden Stadtfest, genauer: an den Parkplätzen auf denen gerade Kindertrödel war.
Ich versuchte Richard zu kräftigem Hupen zu überreden, als er es endlich tat, wir bogen gerade aus einem Kreisverkehr, fuhren wir laut die Fanfare erschallend an einer auflauernden Polizeistreife vorbei.
Ich weiß nicht, wer verblüffter war, jedenfalls guckten die ziemlich dumm, ließen uns aber vorbei fahren. Das hätte noch gefehlt.

Nach 10 Minuten, also noch 30 Minuten, bis ich sie sehen würde, kamen wir am Schloss an, konnten sogar bis vors Tor fahren.
Das war aber verschlossen.
Panik.
Wo war der Fotograf?
Wo war der Schlüsselmann für das Schloss?
Wo war der Museumsmensch?
Niemand ließ sich blicken...

Nach bangen 5 Minuten tauchte dann endlich letzterer auf und suchte seinerseits erstmal den Stadtbeamten mit dem Schlüssel.
Klar, dass die Stadt das Schloss vor dem Vandalismus des Stadtfestes verschließen wollte... aber, dammich! doch nicht an meinem Hochzeits-Foto-Termin!
Ich war wirklich nervös!

Gott sei Dank klärte sich alles nach weiteren 10 Minuten.
Sowohl Fotograf als auch Schlüsselmaster tauchten auf.
Wir parkten protzig die Autos im Schlosshof (was sein muss, muss sein) und gingen in das Schulmuseum.

Es war kurz vor eins.

Noch 5 Minuten und ich würde meine Braut sehen.

02 Juni 2006

Freitag: Die frühe Anreise

Das wir schon Freitags anreisen mussten, hatte unter anderem mit dem Chaos der Kirche zu tun, dass sich so kurz vor knapp noch entwickelt hatte.
Ich erhielt nämlich am Montag einen Anruf der Gemeinte St. Marien, dass deren Pfarrer Quante, der für die Gemeinde St. Josef, in der wir ja eigentlich heiraten würden, einspringen sollte, uns noch vorher bitte persönlich sprechen wollte.
Und das ginge auch auf gar keinen Fall am Telefon.
Nein, auch nicht, weil wir 150km entfernt wären und erst am Freitag nach Ahaus kämen.
Und schon gar nicht könne man sagen, ob dann freitags ein Termin bei ihm frei wäre, immerhin sei er ein Pfarrer und hätte gewisse Verpflichtungen.
Es wäre halt sinngemäß unser Problem, wenn wir nicht in Ahaus wohnen würden und nur darauf warteten, dass der Diener Gottes Zeit für uns erübrigen könnte.
Sie, die Dame der Gemeinde, würde da mal Rücksprache halten, wann wir kommen müssten und miach DANN anrufen.

Ich kochte vor Wut!
Da denkt man, man hat alles richtig geplant, erwartet, das alles klappt und ausgerechnet von der Kirche, dem Inbegriff von Organisation und Planung kommt ein Heckenschuss?
Und dann auch noch auf so großkotzige Art?
Gut, dass ich den Namen der Dame nicht notiert hatte.
Auch Dani erkannte keinen Sinn hinter all dem.

Dennoch, was blieb uns anderes übrig als zu warten?
Schon fragte ich mich, was denn wäre, wenn dieses Gespräch nicht stattfinden würde?
Könnte alles abgesagt sein?
Nein, eigentlich nicht, oder? Wir hatten doch alle Fragen und Formulare bei Josef in St. Josef richtig ausgefüllt. Und auf ihn, den Diakon von St. Josef, den ich seit meiner Geburt kenne, daran wollte sich in mir nichts ändern, kann man sich verlassen.
Naja, wie gesagt, wir warteten.

Mittwochs dann rief plötzlich ein Herr Pfarrer Tenhumberg an.
Er entschuldigte sich bei uns zunächst einmal und erklärte dann, dass Herr Quante ihn gebeten
hätte, für ihn einzuspringen, da er an dem Tag nicht könnte. Ob uns das Recht sei.
Was soll man da sagen? Nein?
Wieder ein neuer Name, diesmal sogar einer, den ich noch nie gehört hatte?
Was war da bloß los?

Nun, um diesen Teil kurz zu machen, natürlich habe ich ihm gesagt, dass es uns Recht sei, und dann haben wir uns direkt gut verstanden.
Er wollte uns ebenfalls noch mal vorher sehen, hatte aber selbstverständlich Verständnis dafür, dass wir nicht vor Freitag noch mal eben kommen könnten.
Er bat uns sogar an, zu uns zu kommen.
Wir machten einen Termin für Freitag 17:00 Uhr in meinem Elternhaus auf der Heussstrasse (*) aus und wollten dann dort alles Weitere besprechen.

Die nächsten 2 Tage verbrachte ich damit, Dani größtenteils wörtlich aus dem Weg zu gehen, da sie, von allmählichem Stress geplagt, begann alle Sachen zusammen zu suchen, die wir mitnehmen wollten und mussten. Ich schien ihr irgendwie immer im Weg zu stehen oder doch zumindest alles falsch zu packen.
Da musste ich wohl leider Coputer spielen.

Freitagmorgen dann ging es nach Ahaus.
Natürlich mit 2 Autos.
Allein Danis verpacktes Kleid verbrauchte allen Platz auf der umgeklappten Rückbank in Theos Mercedes Kombi.
Die Fahrt war soweit unspektakulär, bis auf die Tatsache, dass ich, mir selber treu, meinen Player mitgenommen hatte und im Auto dann anfing ein paar Songs zu hören:
Highway to Hell von AC/DC.
Die, die, die, my Darling von Metallica.
Hey, immerhin heiratete ich tags drauf...

Nachdem wir meine Sachen dann in meinem Elternhaus abgeladen hatten, Danis ins Hotel gebracht, dort dann ihre Eltern und die dort auch untergebrachte Brautjungfer Janine getroffen und uns dann noch kurz zu einer Geschäftseröffnung eines Onkels von Dani aufgemacht hatten, ging es auf 17:00Uhr zu und wir fuhren zur Heussstrasse.

Der Pfarrer, dass muss ich ganz ehrlich sagen, überraschte uns doch sehr.
Stark konservativ, klar in seinem Glauben und in seiner Meinung und vor allem auch ehrlich und freundlich ohne zu beurteilen, so stelle ich mir einen Pfarrer vor.
Und so war dieser auch.
Direkt am Anfang ließ er keinen Zweifel daran, dass die bisher geplante Trauzeremonie nicht dem christlichen Glauben entspräche, aber anstelle uns zu sagen, wie es laufen muss, zeigte er uns die Alternativen auf und bat uns, darüber noch mal nachzudenken.
Keine Frage, wir gaben ihm Recht.
Schließlich sollte er ja uns trauen und segnen, eine Art Dialog mit uns führen und dann erst mit der anwesenden Gemeinde. Und das würde schwer werden, wenn wir, wie zunächst geplant, hinter dem Altar sitzen, und nicht, wie es sonst sein soll, zu zweien vor dem Altar.
Nein, muss man sagen, Pfarrer Tenhumberg machte einen sehr guten Eindruck.
Er machte gute Vorschläge für Evangelium, Leitsatz oder auch die Musik, konnte sogar alle erklären, wenn uns der Inhalt ... nicht so geläufig war.
Mal ehrlich: Wann habt ihr das letzte Mal die Römer-Briefe gelesen?

Und so saßen wir also dort in der Küche, er und wir, und planten die Trauung, als er uns noch ein Angebot machte. Ich glaube wir kamen über die heiligen Sakramente auf dieses Thema.
Zuerst wohl halb scherzhaft, fragte er uns nämlich, ob wir denn auch sündenfrei in die Ehe gehen würden.
Ob ihr es glaubt oder nicht, aber tatsächlich sprach er hier einen Punkt an, über den ich mir seit einigen Monaten Gedanken gemacht hatte.
Leider stets nur Gedanken, aber ohne folgende Taten:
Die Beichte.

Ich muss keinem der Leser hier erklären, dass ich ab und zu sündig war, die meisten kennen mich zu gut, und fragen sich jetzt sicher sogar "nur ab und zu?".
Außerdem muss ich wohl keinem erklären, dass ich, für mich persönlich, an das Leben nach dem Tod, bzw. an die Einkehr ins Himmelreich, oder, wenn man nicht so der Hit auf Erden war, eine Unterbringung in höllischen Qualen glaube.

Dies alles ist Teil meines Glaubens (wer ihn nicht teilt, sein Problem) und so ist es für mich selbstverständlich, dass wenn ich, wie geschehen, auf den Formularen für die Genehmigung der kirchlichen Ehe angeben musste, dass ich sündenfrei, also nach einer erteilten Beichte, in eben diese Ehe gehe, dass ich dann genau jenes machen muss: beichten.
Das Problem war bloß irgendwie immer, dass die Beichtzeiten (Samstag und Sonntagmorgen, zwischen 8:00 und 10:00 Uhr) sich mit meiner biologischen Uhr bissen.
Gute Ausrede, was?

Glücklich, dass sich mir nun noch diese Möglichkeit bot, fragte ich direkt Pfarrer Tenhumberg, ob ich er das wirklich anbieten würde, ich würde es gerne direkt in Anspruch nehmen.
Einer dieser Momente, bei denen man eine Kamera haben will: Daniela und er versuchten sich gegenseitig in ungläubigen Staunen zu übertreffen.
Völlig perplex, vermutlich weil ihm das noch nicht passiert war, willigte er ein.
Und Dani war so verblüfft, dass sie sogar ohne murren einwilligte aus dem Raum zu gehen.
Glaubt mal, dass sie neugierig war, was ich dort beichten wollte.
Dabei weiß sie doch alles...

Nun, eine Beichte ist nicht ohne Grund eine geheime Sache zwischen dir und deinem Priester.
Lassen wir es also dabei, wenn ich schreibe, dass ich doch eine Lossprechung erhielt.
Ich war erleichtert. Wirklich.
Für die Leser, die keinen Glauben haben, ist das hier nun sicher alles vollkommen unverständlich gewesen und denen kann ich nur wünschen, dass sie ihn noch finden.
Aber für alle anderen: Dieses Gefühl ganz hinten im Hinterkopf, dass da noch was offen ist, das war endlich weg.
Ich kann euch wirklich nicht sagen, wie froh ich darüber war und immer noch bin.
Übrigens: Dani war nach mir ebenfalls noch beichten.

Jedenfalls, und das hat man auch in der Kirche am nächsten Tag noch gemerkt, war der Pfarrer so positiv überrascht, dass, als er ging, ich mir wirklich sicher war, dass der Gottesdienst nun genau so laufen würde, wie wir uns das dachten.
Hah! Hätte es besser wissen sollen.

Den Rest des Abends verbrachten wir dann wieder in Heiterkeit und Scherzhaftigkeit, wie Father Mulcahy (**) sagen würde.
Inzwischen waren Holger, Richard, Janine, Franzi und Benni, Alexander und Nicole eingetroffen und ein kurzfristig geplantes Grillen im Wintergarten / unter der Terrasse fand statt.
Danach gingen wir noch "nur mal so kurz drüber" auf das ebenfalls stattfindende Stadtfest in Ahaus, wo Daniela und ich dann aber noch "Angel" von Robby Williams von einer der Bühnenbands als moderierte Glückwünsche gespielt bekamen.
Nun wusste auch der letzte anwesende Ahauser, dass wir heirateten.

Wobei das wirklich schon jeder zu wissen schien.
Denn wenige Minuten später drückte mir ein mir vollkommen unbekannter etwas jüngerer Kerl wie seinem Bruder die Hand, wünschte mir alles Gute, und fragte, ob es denn stimmen würde, dass Dani und ich eigentlich gar nicht zusammen wären, und nur heiraten würden, um dem Getuschel Einhalt zu gebieten. Hätte er gehört.
Oh je, offensichtlich war unser Plan aufgeflogen.
Irre, oder?
Ahaus...

Schließlich, und damit schloss sich "der Abend davor", brachten wir Dani und Janine zum Hotel, wo wir uns dann voller Liebe von einander für eine letzte unverheiratete getrennte Nacht verabschiedeten.

Also Dani und ich.
Nicht Janine...


___
(*) Heussstrasse /Heuss-Str. / Heuss Strasse - nicht wundern, es gibt auf dieser Straße 3 Namensschilder und jedes ist wie hier geschrieben anders - ich mag das mit 3 S, hat so was irritierend Falsches ansich.
(**) Menschen die M*A*S*H nicht kennen kommen bei mir nach der Kloputze. Und dann noch nicht.

29 Mai 2006

Die Tage danach

Ja, es steht völlig außer Frage, wir haben geheiratet.
Und der Tag war auch so schön, dass ich dies natürlich, wie auch so manch anderes noch, zu (mehreren) Blogs verwerten werde.

Aber nicht heute.

Denn heute...
(Siehe Blog-Eintrag vor diesem.)

Aber, für alle die es nicht mehr abwarten können:
Wir haben eine neue gemeinsame Internetseite und dort findet ihr schon die ersten Bilder von Feier, unseren Junggesellenabschieden und diversen anderen Dingen.
http://www.boerstings.de

Viel Spaß dort,
morgen schreibe ich euch die ersten Einträge über unsere Trauung.

24 Mai 2006

Geburtstags-Beschiss

Hatte ich schon darauf aufmerksam gemacht, dass wir genau 2 Tage vor meinem Geburtstag heiraten?
Und hatte ich mich darüber hier schon beschwert?

Mal ehrlich, das ist doch Beschiss!

Ich kann euch sagen, wie das ausgehen wird:
Ich bekomm nie wieder Geburstagsgeschenke!

Ihr müsst nämlich wissen, dass mein Geburtstag für mich etwas ganz Besonderes ist.
Zuallererst lasse ich meiner huldigen, auch wenn ich Dani dafür manchmal um 0:00:01Uhr nachts wecken muss, um (völlig im Recht!) die Geschenke und ein Ständchen einzufordern.
Zweitens muss ich an diesem jährlichen Tag nix machen, was sie möchte, umgekehrt aber schon.
"Ich hab heute nämlich Geburtstag!" ist dann mein Standardsatz, der quasi wie ein Persilschein und eine Generalamnestie in einem, für jedes von mir an diesem Tag angestrebte oder durchgeführte Unding bewirkt.
Und drittens ist das nur 1x im Jahr.
Also, dass ich mal machen kann, was ich möchte.

Ich seh's jetzt schon.
Das wird genau so sein, wie bei den Kindern, die um Weihnachten oder Ostern Geburtstag haben.
"Ach, es war doch grade unser Hochzeitstag, daher hier nur was Kleines. Alles Gute. Und hier ist noch eine Karte mit einem Arsch drauf."
Super!

Ich hab dem 27. als Datum nur zugestimmt, weil Dani mir versprochen hat, dass ich trotzdem beides Mal vollwertige Geschenke bekomme.
Schließlich hatte sie auch im Mai Geburtstag und ist voll beglückt worden.
Alles andere wäre eine himmelsschreiende Ungerechtigkeit.

Es kommt noch soweit, dass mir nur noch der Namenstag, am 5. November, für adäquate ultimative Lobhuddelei (*) bleibt.
Ihr müsst nämlich wissen: Ich war zwar als Kind schon scheiße, aber zumindest nicht blöd.
Jenen Tag hatten meine Erzieher bewußt nahezu ein halbes Jahr von meinem Burzeltag entfernt gefeiert, aber immer noch weit genug weg von Ostern oder Weihnachten. Und als kleiner Christ vor dem Herrn war es stets sehr nützlich, die unermessliche und in Geschenke kaum aufzuwiegende Wichtigkeit des Namenstages dann auch hervor zu heben.
Summa sumarum machte das also bisher 4 Tage des Florian-Feierns:
Ostern, Geburtstag, Namenstag, Weihnachten.

Und derer gibts nun bald einen weniger.
Und ohne Ersatz.

Denn, bleiben wir mal realistisch:
Das erste und vielleicht mit viel Glück auch das zweite Jahr bekommt man als Mann noch was zum Hochzeitstag.
Aber danach ist's essig.
Zumindest in der Richtung Frau --> Mann.
Umgekehrt nimmt das eher zu, was man so mitbekommt.
Oder schon mal einen Mann getroffen, der seiner Frau weniger zum Hochzeitstag als im Vorjahr geschenkt hat und davon noch erzählen konnte?
Ich nicht.

Nein, ich finde, dass mir der Geburtstag voll zusteht und ich es mir nicht gefallen lassen sollte, wenn der dieses oder ein anderes Jahr untergeht. Schließlich dreht sich hier doch nicht alles nur um die Hochzeit, gell?

Oh!
Doch.


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(*) Zimmer frei?

23 Mai 2006

Schlechtes Wetter?

Wenn man so momentan den Wetterfröschen lauscht, gleichgültig ob im TV, Radio oder im Internet, man könnte meinen, die erlauben sich einen üblen Scherz mit uns.
Schlechtes Wetter am Wochenende; wo gibt’s denn so was?
Wenn Engel heiraten (das beziehe ich nicht auf mich) scheint immer die Sonne.
Das weiß doch jeder!

Nein, ich glaube fest an samstäglichen Sonnenschein, wenn auch nur für ein paar Stunden.
Dani hingegen scheint meinen Versicherungen nicht zu trauen.
Und so erwartete sie mich heute zu Hause mit dem Wunsch, dass wir uns noch eine wetterfeste Ersatz-Location suchen.
Denn mal ehrlich, Aufnahmen im Fotostudio, bloß weil es regnet?
Das ist doch etwas arg farb- und fantasielos, oder?

Bloß wo?
Selbes Problem wie schon vor Monaten.
Es gibt in Ahaus nicht viele schöne "innere Orte", an denen man knipsen könnte, wenn draußen die Welt untergeht.

Dass die Welt schon bei leichtem (!) Regen und Wind für so manchen untergeht, muss ich hier jetzt einfach noch mal erwähnen, da Dani gerade telefonierend neben mir sitzt und mit einer dort nicht anwesend gewesenen Freundin über das schlechte Wetter am vergangenen Samstag spricht.
O-Ton: "Die Wellen (auf dem Rhein, Anm. v. mir) peitschten richtig hoch!"
Peitschten richtig hoch?
Ja, stimmt. Riesenwellen. Auf dem Rhein.
Orkanböen, quasi. Das Wasser stand schon an der Deichkante, wir konnten gerade noch die Rettungswesten anlegen, gut, dass von der Nordsee ein Seenotrettungskreuzer vorbei kam, wir wären sonst ertrunken, Holland war schon weg, im Osten wurden schon erste Dörfer aufgebenden, Niagara war ein Witz dagegen! SO HAT DAS GEGOSSEN!!!
Genau wie mein bekloppter Bruder: "Das Wasser ist schon gestiegen!"
Alle bescheuert... peitschendes Wasser... *weglach*


Wo war ich?
Achja, kein schöner Foto-Ort bei Graupelschauern...
Großes Problem also.
Vielleicht irgendwo im Schloss, schlug Dani vor.
Nee, sagte ich, dort gibt es nur Schulungsräume oder so was.
Und dann kam es mir:
Das Schulmuseum!

Das Schulmuseum, für die, die es nicht kennen, ist ein kleines aber feines und gemütliches Museum in Ahaus in einem der so genannten Torhäuser des Ahauser Schlosses.
Diese Torhäuser sind relativ kleine Gebäude, die 3 stockig in die Außenmauern des Schlosswassergrabens eingelassen sind und sicherlich, wie der Name sagt, dem Schutz des Tores dienen sollten.
Für gewöhnlich sind in diesen kleinen Häusern, 6 gibt es insgesamt, die örtlichen Jugendvereine wie z.B. die Pfadfinder oder die Messdiener untergebracht, aber in den vorderen beiden, direkt am Tor, wurden vor einigen Jahren kleine Museen untergebracht.
Eben das Schulmuseum und eines mit wechselnden Ausstellungen.
Beide recht beliebt in Ahaus.

Das Besondere an diesem Schulmuseum für mich und meine Familie ist außerdem, dass mein Großvater sein Lebtag Lehrer war; auch wenn er ab den 70ern als Schulamtsdirektor des Kreises Borken, kurz "Schulrat" die höchste Karriere in dieser Laufbahn erreicht hatte und so, als ich 6 war, in Pension ging.
Und wie es nun mal abspielt hatte er im Laufe seines Lebens auch eine Menge Dinge von und über die "Schule" gesammelt und geschenkt bekommen, von alten Tintenfässern noch aus Napoleons Zeiten, über alte Rechenschieber, bis hin zu kompletten ausrangierten Schulbänken.
Wertloserer Kram für Erben, wertvolle Sammelstücke für ein neu eröffnetes Museum.
Folglich sind also einige der Stücke, die dort ausgestellt sind, aus Opas Sammlung, was uns als Familienclan doch hin und wieder in diese Räumlichkeiten treibt.

Und dann ist da natürlich noch die Sache, dass Daniela und ich uns in der Schule in der 7. Klasse kennen gelernt haben!

Wie passend ist es also, dass wir, sollte es tatsächlich regnen, uns in diesem Schulmuseum ablichten lassen?
Das wir da nicht eher drauf gekommen sind.

Kaum war die Idee geboren versuchten wir auch schon den Fotografen zu erreichen, aber es war schon nach 6. und anscheinend arbeiten nicht alle so hart wie wir.
Also flux Nachricht hinterlassen und das Thema erstmal vergessen.
Er würde sich schon melden und dann könnte er sich ja im Museum vorstellen und alles abstimmen.

Nach knapp 2 Stunden jedoch beschlich mich ein ungutes Gefühl, und da ich gelernt habe, meinem Bauch zu vertrauen, dachte ich über die ganze Geschichte noch mal nach.
Was, wenn der Museumsdirektor nicht will oder kann?
Was, wenn der Fotograf sich nicht meldet?
Nicht, dass ich unsicher bin, aber in 3 Tage ist die ganze Aktion schon!
Da sollte ich nichts dem Zufall überlassen.
Wie war das noch, wie hieß der Direktor da noch?
War doch ein guter Bekannter von Oma...

Gut, dass es inzwischen Google gibt!
Schnell war Herr Bergen ausfindig gemacht, die Nummer stimmte, und ich erklärte mich und meine Idee am Telefon.
Er war begeistert.
Besser noch: Er sagte direkt fest zu, das Museum extra für uns am Samstag schon 2 Stunden eher zu öffnen, selbst wenn die Sonne scheint.
Na, wenn das nicht mal nett ist?

So kann also nun Wetter kommen was will, wir sind gerüstet.
Regnets gehen wir ins Schulmuseum, scheint die Sonne wie gedacht in den Schlossgarten.

Und sie wird scheinen.
Schließlich ist Dani ein Sonnenkind.

Rächtschraibunk

Ich bilde mir immer ein, die sprachliche Latte hier möglichst hoch zu halten, aber dennoch hat je nach verfasstem Text die anschließende Rechtschreibprüfung ein paar Fehler zu verbessern.

Der beliebteste und inzwischen sogar schon von der Blog-Engine korrigierbare ist:
Hochezit.

Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie sehr sowas nerven kann....

Hochzeit
Hcochezeit
Hcohezeit
Hcohezeit
Hochezit
Hcohezeit.

Ganz schlechte Hand-Augen-Koordination.

Wollte das nur mal kurz loswerden, jetzt, wo ich mich fast ein halbes Jahr darüber geärgert habe...

Geheiratet - die Erste

Jawohl!
Sie hat ja gesagt, sie hat ja gesagt... *sing* *hüpf* *freu* *immernochabgeh*

Meine Damen und Herren,
ich präsentiere Ihnen voller Freude,
den neuen Herrn Börsting,
Ehemann von Daniela:

MICH!


Haha, das hättet ihr sehen sollen.
Ich lasse die unwichtigen Einzelheiten mal aus, das und wie wir hingekommen sind ebenso wie, dass wir noch kurzfristig eine Fotografin vor Ort gefunden hatten, die zusätzlich zu Alexanders filmen geknipst hat, und das ich total "cool" war, wenn man mal von einem nervösen Hochgeschwindigkeitsfingerspielen verborgen hinter meinem Rücken absieht.
Vergessen wir auch den halben Herzinfarkt, als es hieß die Innenstadt sei ab 11:00Uhr gesperrt und den anderen halben Herzinfarkt, als die Videokamera plötzlich das Band fraß und "Please press Reset" anzeigte.

Denn schließlich ist der Höhepunkt dieses Tages ja die Trauung gewesen.
Und die kam schneller als wir dachten...

Erst warteten wir in einem Vorzimmer, die Fotografin knipste uns der Reihe nach und in unterschiedlichen Reihen durch.
Dann wurden wir vom trauenden Standesbeamten, Herrn Weber persönlich, herein gebeten.
Wir nahmen Platz, wir vier, also Holger - ich - Dani - Janine von links nach rechts vor dem großen Schreibtisch platz und der Standesbeamte begrüßte uns.
Als nächstes bat er die Trauzeugen um unsere Pässe, um die Ringe und erklärte dann erst einmal, was da alles für Papiere vor ihm lagen.

Da war zunächst mal der Heiratsantrag vor dem Standesamt, dann der Antrag auf meine Namensänderung, diverse Familienurkunden und natürlich dann die Papiere für nachher:
Eheurkunde und Bescheinigung über Namensänderung sowie das Familienbuch.
Das zeigte und erklärte er alles sehr feierlich, dann begrüßte er uns noch mal als Brautpaar und begann mit seinem Text.
Ok, ok, wir waren an dem Tag die 5. und letzte Trauung und irgendwann hat man vermutlich seine Zeilen auswendig im Schlaf drauf, daher verzeihe ich ihm mal, dass er etwas eintönig daher kam.
Im Text ging es hauptsächlich um die Verantwortung von Eheleuten zueinander und zu Nachkommen, sowie, untermalt von 2 Gedichten, um Vertrauen, Vereinigung (hier dachte ich irgendwie an Fummeln und das sieht man in meinem Gesicht auch sehr gut auf dem Video...) und das Glück, wenn man einen Menschen an seiner Seite für das weitere und hoffentlich restliche Leben hat.
Zwischendurch schaute ich immer mal wieder zu Dani, auch sie sah und lächelte mich an.
Es ging uns gut.
Doch plötzlich, gerade als wir alle etwas eingelullt da saßen, bat uns der Standesbeamte nun mit ihm aufzustehen.

Ich weiß nicht mehr, was ich genau gedacht habe, vermutlich dachte ich an weitere Unterschriften, die wir ja auch schon vorher machen mussten, jedenfalls erhoben wir uns lässig und standen da so vor ihm, da fragte er auch schon plötzlich "Und so frage ich Sie, Daniela...."

*PEEENNNG!!!!*

Auf einmal kam es.
Heiß und kalt, Schweißausbrüche und flaues Gefühl, die Adern schienen aus dem Hals platzen zu wollen, leichter Schwindel....
Hilfe, was ist denn nun?
"...antworten Sie mit: Ja."
"Ja."

Ähhh!
Moment!
Stop!
Was geht hier ab?
Nu wartet doch!
"Und so frage ich Sie, Florian...."
Aaaaahhhh! Der macht ja schon weiter!

Ich war total überrumpelt!
Quasi erst als Daniela "Ja." gesagt hatte, verstand ich überhaupt was da so urplötzlich vor sich ging.
Da sitzt man friedlich auf dem Stuhl, lauscht einem Gedicht und plötzlich kommt die Frage aller Fragen?
Und Dani ist auch schon fertig???

Hey, sie hat ja gesagt!
Cool!!!!
Schnell, zuhören, seine Frage ist gleich zu Ende.
Aufpassen!

"... antworten Sie mit: Ja."

Ich stand vollkommen neben mir. Partielles Blackout, quasi. Ich kann nicht genau sagen warum, man hätte mich in dem Moment alles fragen können: Wie alt ich sei, wie mein Name sei oder ob es Tag oder Nacht ist, ich hätte es nicht gewusst.

Was ich aber in diesem wirklich kaum messbar kurzen Moment wusste waren zwei Dinge:
Du WILLST das, unbedingt und mehr als alles andere, und dazu musst du nun nur "Ja." sagen.
Du wirst dabei Daniela direkt ansehen.
Hat sie nämlich nicht, die war selber viel zu baff!

Und plötzlich passierte irgendwie genau das Gegenteil von eben.
Die Zeit schien langsamer zu werden.
Ich dachte immer, so was sei Hollywood Quatsch.
So wie in "Matrix" oder "Star Trek IX". Slow Motion eben.
Unglaublich aber wahr, es kam mir vor wie eine volle Minute (ach was sag ich, länger!), dieser kurze Augenblick, und auf dem Video kann man auch sehen, dass vielleicht 1,5 Sekunden waren.

Der Augenblick, in dem mich Dani zudrehte, sie fest, mit meinem ganzen Wesen, mit allem was ich dem Moment war, ansah und folgendes mit fester Stimme sagte:

"Ja."

Das war’s.

Ich war verheiratet.

Klar, wir haben uns dann geküsst, alle haben uns gratuliert, wir waren glücklich und versuchten uns selbst erstmal zu finden, die Fotografin knipste, Alexander filmte, viel Trubel, irgendwo wurden Glückwünsche gewechselt und es war alles wieder im Zeitraffer, so im Nachhinein gesehen.

Sogar eine Kollegin und Freundin von Dani war extra hingekommen um uns mit Reis zu
bewerfen. Das finde ich so super, dass ich das hier extra mal erwähnen möchte!
Ich erklärte das nämlich eigentlich sonst für blöd, aber wenn man erstmal mit gutem Grund beworfen wird, und nicht weil man Dani in der Küche grad ärgert... Das ist schon etwas anderes!

Außerdem gab es im Restaurant später lecker Essen, wurde sogar eine kleine Rede von meiner Mutter gehalten und wir hatten alle eine gute Zeit, während wir mit Rheinblick beobachteten, wie draußen mit Hagel, Sturm und Regen die Welt unter und, laut Richard, der Fluss sichtbar hoch hing.

Und schließlich war da auch noch die tolle Überraschung, das Holger und Janine als Trauzeugen uns heimlich eine Kette mit Dosen ans Auto gebunden hatten, unsere Wohnung mit Herzballons geschmückt, Blüten auf den Weg ins Schlafzimmer gestreut und dort dann alles ganz romantisch her gerichtet hatten.

Aber letztendlich war der eigentliche Moment des Tages eben dieser kleine Moment.
Dieses kurze "Ja.".
Da lag soviel drin, das hätte ich fürs Standesamt nie gedacht.

20 Mai 2006

Es ist soweit.... (Episode I)

Heute ist der kleine große Tag!
Das Standesamt.

Daniela hüpft seit dem Aufstehen (eigentlich auch schon vorher) wie angepikst durch die Wohnung und versucht eine Ordnung in ein Chaos zu bringen, wo eigentlich gar kein Chaos ist.
Ich bin total ruhig und versuche die Stimmung durch gelegentliche "gleich werden wir heiraaateeeennn, lalalalaa" Flüstereien zu heben.
Was ihr nicht wirklich zu helfen scheint.

Wir werden jetzt erstmal in Ruhe frühstücken, ich habe eben Brötchen und ihren kleinen Brautstrauß geholt, lecker gedeckt und außerdem ein Blumenkränzchen um ihren Teller gemacht.
Dann fahren wir zu ihren Eltern, treffen die anderen, fahren zum Standesamt, treffen da noch mehr, gehen rein, lassen uns trauen, gehen raus, sind verheiratet, gehen essen und feiern.
Das ist schon alles.
Und es wird wunderschön.

Achja, eines war da noch.
Heute morgen, als ich wach wurde, Dani sich neben mir noch nicht regte und ich in Ruhe an den heutigen Tag dachte, da fiel mir ein kleines Gebet ein.
Da habe ich meine Augen nochmal geschlossen, die Arme um Dani gefaltet, mich an sie geschmiegt und...

Lieber Gott,
bis jetzt gehts mir gut.
Ich habe noch nicht getratscht,
die Geduld verloren,
war noch nicht muffelig,
gehässig, egoistisch, nörgelig oder zügellos.
Ich hab noch nicht gejammert,
geklagt, geflucht oder Gummibärchen gegessen.
Ich hab noch nicht meine Kredit-Karte überlastet
und auch noch keine Scherze auf anderer Leute Kosten gemacht.
Aber in etwa einer Minute werde ich aus dem Bett klettern, um heute die Liebe meines Lebens zu heiraten.
Und dann brauch ich wirklich deine Hilfe..........

19 Mai 2006

Und, schon nervös?

Wenn ich in den letzten drei Wochen jedes Mal 1 Euro bekommen hätte, wenn mich jemand "Und, schon nervös?" gefragt hat, dann wäre die Hochzeit inzwischen 2x bezahlt, ich müsste nie mehr arbeiten und außerdem wäre die Hochzeitstorte mit Blattgold belegt.

Leck mich fett!
Ich wette, eines Tages werden die Genom-Entschlüsseler feststellen, dass tief in unsere nukleotiden Sequenzen etwas eingebettet ist, dass bei Erblicken eines Bekannten, der bald heiratet, ein Befehl an die Sprachsteuerung ausgegeben wird, der sprachenadäquat entweder oben genanntes oder "Noch kannst du es dir überlegen, höhö..." ausgibt.
Das war nämlich der andere Satz, der ständig mein Ohr umschmeichelte.
Nicht, dass es irgendwann nerven würde.
Aber ich werde so was nie wieder sagen.
Einfach nur alles Gute wünschen.
Das ist es, was man als Heirater nämlich hören möchte.
Glückwünsche.
Ehrlich gemeinte Glückwünsche.

Aber, um allen die Spannung zu nehmen;
Nein, ich bin nicht nervös.
Warum nicht?
Aus drei einfachen Gründen.

Erstens bin ich innerlich bei so was immer ruhig, ich möchte ja möglichst viel bewusst erleben und mich daran erinnern können, nichts würde mich mehr ärgern, als wenn ich Jahre später sagen müsste "Nein, weiß ich nicht mehr so genau, da war ich zu unruhig und der Tag verging viel zu schnell".
Lieber alles in Ruhe genießen und bewusst in mich aufnehmen.

Zweitens wird der morgige Tag nur ein kleines Ereignis.
Es ist mein Ernst wenn ich sage, dass ich die Hochzeit vor dem Staat kaum Ernst nehme.
Dem Versprechen dort darf, wenn man es auf die staatliche inter-pares Wahrheitswaage legen würde, in etwa soviel Stichhaltigkeit beigemessen werden, wie einer im Wahlkampf vollkommen ausgeschlossenen Mehrwertsteuererhöhung.
Der Staat ist für mich (so wie er zurzeit agiert) einfach keine bindungsgebende und verpflichtende Eheinstitution.

Und drittens ändert sich morgen nichts an unserer Beziehung zueinander.
Und vermutlich auch nächste Woche nicht.
Ich werde Daniela nicht weniger oder mehr lieben, sie nicht weniger oder mehr ehren und sie auch nicht für weniger oder mehr einzigartig halten, bloß weil ich durch mein Wort oder eine Unterschrift gelobe (verspreche, mich vertraglich verpflichte, mich gesetzlich verpflichte) genau dies alles aber stets zu tun.
Und sie mich auch nicht.
Natürlich, es ist etwas anderes, wenn man sagen kann: Das ist meine Frau / das ist mein Mann.

Aber grade für uns, wo wir doch seit 14 Jahren, seit dem Ende der Kindheit, zusammen wachsen und erwachsen, uns lernen und lehren, uns vertrauen und anvertrauen, ist der Beginn der Ehe morgen...

... ja was eigentlich?

Nur eine Pflicht, die nun endlich fällig ist?
Ein Zwang etwas offiziell zu machen, was wir auch so schon tun?
Ein Schritt, den wir schon vor Jahren hätten machen sollen oder wollen?
Ein Tag mit dem wir feiern, dass wir ihn vollbringen?

Nein, ich denke, morgen ist etwas ganz anderes.

Das Ende vom Anfang.

Und ich freue mich darauf.

17 Mai 2006

Der Namensvorteil

Für alle, die sich immer noch fragen, was es für Vorteile hat, dass ich den anderen Hausnamen annehme:

Ich liege zur Zeit in einem recht heftigen Streit mit der Steuerbehörde, es geht in einem Einspruchsverfahren um das Jahr 2003, dort um geltend gemachte Fahrtkosten zwischen meiner Arbeitsstätte, Uni und Zuhause, die mir nicht anerkannt wurden.
Soweit kein Problem, aber sowohl die für mich zuständige Finanzangestellte (Beamtin?) wie auch ich verhalten uns da etwas stur und beharren auf unserem Recht, so dass es vermutlich im bald folgenden Verfahren noch etwas notorisch werden kann.

Das wiederum würde sich sicherlich auf die von ihr durchgeführten Überprüfungen meiner zukünftigen Steuererklärungen auswirken; immerhin, das gebe ich auch für mich zu, wollen wir alle ja, dass das Finanzamt nur mit halben Auge und dafür umso schneller drüberschaut.

Und in Neuss sind die Steuerpflichtigen nach dem Nachnamen verteilt.
Hehe, und nun heiße ich (wir) aber bald anders.
Anderer Name, anderes "zuständiges Zimmer".

Es ist also de facto gleich, ob ich es mir jetzt mit ihr verscherze.
*verwünsch*

16 Mai 2006

Zitat: Florian T. Rose

My home is my castle.
My wife is my dragon.

Florian T. Rose

15 Mai 2006

Fotograf II

Erinnerungen.
Fast die gesamte Hochzeit dreht sich um sie.
Egal ob die bisherigen, die das Leben der beiden Vermählten zusammen geführt hat, oder die, die da für die beiden noch kommen mögen, natürlich inklusive der Hochzeit selber.
Am Tag der Tage dreht sich fast alles um Erinnerungen.

Doch schwach ist der menschliche Geist, wusste schon Johann Rist vor über 400 Jahren zu dichten, verlassen kann man sich auf ihn nur bis zum Vergessen.
Hat man ein lebenswertes Leben erlebt, so hat man auch so manch Erinnerung mehr, so manch andere weniger im Kopf.
Und wenn es dann um Dinge in der Jugend, denn dort sind wir doch immer noch, geht, so hilft es dann schon, auch mal ein Foto zu sehen.
Wer kennt das nicht, eine Oma, die ein altes Foto betrachtet und dann ihren Mann anstößt: "Guck mal, so war das damals, der war ja auch da, das hatte ich schon vergessen."

Fotos...
Nicht so wichtig wie die Erfindung des Buches, aber schon wichtig genug um kein Leben ohne sie führen zu wollen.
"Zeig mir deine Fotos, und ich sage dir wer du bist" heißt es.
Foto aus Flensburg?
Foto der Ex?
Foto der Enkel?
Mein Haus, mein Auto, meine Yacht.

Genug philosophiert.

Samstag waren wir wieder in Ahaus, diesmal jedoch zum letzten Mal "davor".
Einen Termin mit Herrn Sommer hatten wir, der Fotograf sollte uns über seine Locationvorschläge informieren, wenn wie ich schon geschrieben hatte, ist das alles net so einfach.

Ich hatte inzwischen meinen Unmut mal Luft gemacht und Dani erklärt, dass wenn ich meine Braut schon vor der Kirche sehen soll, dann doch wenigstens nicht auf einen Parkplatz einer Gärtnerei.
Irgendwie zweifelte ich nämlich an der Romantik.
Und ja, das sah sie auch so.

Herr Sommer hatte sich inzwischen ebenfalls Gedanken gemacht, war sich aber wohl nicht mehr gewahr, dass wir mit der Kutsche nach dem Shooting in die Kirche fahren wollten.
So fielen 2/3 seiner Vorschläge wegen zu weit weg aus.
Ich kann mich nicht mehr an alle Ideen erinnern (siehe oben), aber schlussendlich haben wir uns dann auf den Schlosspark geeinigt.

Der Schlosspark...
War ja nicht meine erste Wahl, das gebe ich ja zu.
Erstens: Es ist Stadtfest an dem Wochenende. Und das ist da in der Nähe.
Zweitens: Im Park gibt’s (gab’s) Penner. Die stinken.
Drittens: Der Park hat mehr Bäume als Blumen. Wo bleibt da die Farbe?
Jaja, ich weiß, was hab ich als farbenblinder mich schon über fehlende Farben zu beschweren...
Aber trotzdem.
Wären wir nicht nach dem Termin noch schnell mal dort gewesen und hätten uns alles angesehen, wäre mir immer noch nicht wohl dabei.
Nun gut.

Nachdem also die Location und der Zeitrahmen, ca 1,5 Stunden alles in allem, feststanden wollte Herr Sommer noch unsere Geschichte kennen lernen, da er wohl ganz gerne einen Bezug zu den Bildern hat.
Schöne Idee.
Aber ist unser Hintergrund denn so spannend?
Leider konnten wir nämlich nicht mit irgendwelchen Ideen für Background-Accessoires dienen, also einem kleinen Boot weil wir uns auf einem Schiff kennen gelernt haben, oder ein Krankenbett, weil ich Patient und sie die Schwester war.
Obwohl ich mal einen Traum hatte, .... egal.

Nein, bei unseren Fotos, das habe ich dann auch noch mal gesagt, ist es uns wichtig, dass wir eng zusammen zu sehen sind.
Denn unsere schönsten Bilder, egal ob im Urlaub oder sonst wo, zeigen uns immer ganz nah bei einander.
Zum Beispiel das vor dem Atomkraftwerk in Spanien, oder das eine Blitzfoto, wo wir geknutscht haben...

Dann kam Dani aber später noch eine Idee, die ließe sich sogar noch im Stadtpark umsetzen.
Ein paar der Bilder sollten wir vielleicht vor dem dortigen Spielplatz machen lassen.
Es ist nämlich so, dass wir uns ja in der 7. Klasse kennen gelernt haben.
Und da man im dem zarten Alter noch nicht mutig genug ist, einfach zu fragen, ob man eventuell Lust hätte, sich zu treffen, haben wir uns dann immer "ganz zufällig" auf dem Spielplatz getroffen, Dani mit einer Freundin und den Aufpasskindern, ich mit meiner Gang von Freunden, oder auch allein (ich war schon etwas mutiger damals).
Ganz zufällig übrigens, weil wir doch auf dem Schulhof heimlich gelauscht haben, was der oder die andere nachmittags vorhatte. Da musste man vorsichtshalber schon mehr als einmal laut sagen, dass man hier und dort ist, bis man sicher war, dass der andere das auch hören konnte.

Andererseits ist mit dem weißen Kleid und meinem blauen Kaftan durch den Sand laufen keine gute Idee?
Wir werden sehen.

14 Mai 2006

Die Hochzeitsrede

Das auf einer Hochzeit auch Reden gehalten werden, ist ebenso selbstverständlich und gehört ebenso dazu, wie eine Hochzeitstorte oder der liebevolle Kuss am Altar nach dem Segen.

Brautvater, Bräutigammutter, Trauzeugen, Freunde, Verwandte, alle wollen etwas sagen und ich für meinen Teil freue mich auch wirklich und von ganzem Herzen auf die Worte, die dort auf unser Wohl und vielleicht auch neckisch auf unsere Kosten gesprochen werden.

Die, die 2002 bei unserer Verlobung dabei waren, können sich sicher noch an meine beiden Ansprachen erinnern, und da sich damals niemand lautstark beschwert hat, habe ich bei dieser Feier ähnliches vor.

Wobei ich jedoch eines ganz anders machen werde:
Zu meinem Bedauern wurde damals die Kamera nicht rechtzeitig eingeschaltet und daher fehlt ein großer Teil meiner 2. Rede und auch zwei weitere andere kurze Reden von Verwandten.
Diesmal werden wir dem Kameramenschen immer rechtzeitig einen Wink geben, so dass die Schneideräume der Fernsehstudios genug Material zur Verfügung haben.
Nichts wäre ärgerlicher, als auch nur eine Minute der Hochzeit undokumentiert zu haben.
Schließlich müssen wir von den guten Erinnerungen daran ein ganzes Leben lang zehren.

Was aber sagt man als Bräutigam auf der Hochzeit?
"Fett, dass ihr alle am Start seid, thx für die Geschenke, lasset euch schmecken. Auf uns, Prost!" wäre ein Ansatz.
Aber nein, das wäre zu einfach...

Eigentlich seit dem Anbeginn der Planung dieser Hochzeit habe ich ab und zu Ideen für einen Teil der Rede, meist überflutet es mich dann textflüssig.
Wörtlich sogar, die besten Ideen kommen mir nämlich unter der Dusche.
Nicht, dass ich nicht versucht hätte sie direkt aufzuschreiben!
Aber Wasser und Papier... dumme Sache.
Und wegen der Tinte im Handtuch gab’s auch Mecker!

Nein, das bringt alles nix.
Eine gute Rede kann man nicht planen.
Seht euch die halbtoten Wachkomapatienten im Bundestag doch mal an!
Lieber Reden frei reden.
Ich wollte schließlich immer Demagogie studieren (was wohl aus mir nicht näher bekannten geschichtlichen Ereignissen für Deutsche und Österreicher nicht möglich ist), also sollte ich doch mit ein paar vorher überlegten Stichpunkten einen Roten Faden spinnen können.

Inzwischen haben sich auch schon ein paar Leute erkundigt, ob es eine Reihenfolge gäbe oder so was.
Nein, nicht direkt.
Ich fang an, logisch, was dann kommt... Keine Ahnung.
Aber ich denke, das sollte man vorher mit dem DJ (mir graust es immer noch, wenn ich das sage) oder zumindest mit Holger oder Jens als Trauzeugen absprechen.
Jedenfalls habe ich extra ein tragbares Mikrofon beim Musikmann mitgeordert.
Schließlich soll ja auch jeder hören, was ich zu sagen habe.

Ob man will oder nicht.
Hochzeit hat ja schließlich nichts mit Demokratie zu tun, oder?

13 Mai 2006

Trauringe III

Sie sind wieder da.
Die Trauringe sind vom Goldschmied zurück, wesentlich schneller als erwartet rief die Dame gestern an und meldete Vollzug.

Zuerst hatte ich es total vergessen, aber Mittwoch auf dem Rückweg von der Arbeit habe ich sie dann geholt.
Sieht gut aus, man sieht nicht den geringsten Unterschied, als ob gleich das richtige Datum drauf gewesen wäre.

Ok, noch mal 18€ gezahlt, wobei mir die Goldschmiedefrau noch erzählte, dass das nun wirklich nicht so selten wäre, wie man meinen würde.

Aus der Ecke wo der Goldschmied saß, kam Gelächter.

11 Mai 2006

Notiz an mich selbst...

~Notiz Anfang~

Die Zeit wird knapp, du hast noch mehr Themen als verbleibende Tage.
Jeden Tag Blog schreiben!

~Notiz Ende~

Die Schuhe des Bräutigams

Ok, Männer, mal ehrlich, was ist der größte Unterschied zwischen uns und den Hühnern?
Richtig, wir können ein Paar Schuhe in 10 Minuten kaufen, kommen damit mindestens 2 Jahre aus und brauchen derer maximal 4 in Besitz um voll den gesellschaftlichen Ansprüchen zu genügen.
Hausschuhe, Straßenschuhe Sommer, Straßenschuhe Winter, Schicke Schuhe, das muss reichen; wenn man noch Sport macht, selber Schuld, dann sicher noch Turnschuhe, und wenn man viel Krawatte trägt, dann hat man halt 2 Paar schicke Schuhe.
Ok, 6 Paar Maximum.

Frauen sind da anders.
90 Paar Schuhe, passend zu allen Lebenslagen, plus noch mal 40 für Stimmungen zwischen den Stimmungen, jeweils eines für Ausgehen im Dämmerlicht, für Spazierengehen im Sonnenaufgang, für Barfuss laufen am Strand und für Tage die mit G enden, es summiert sich im Laufe der Zeit locker auf ein Schuhzimmer zusammen.
Ich glaube das liegt daran, dass schon kleine Mädchen sich Aschenputtel mit dem verlorenen Schuh immer wörtlich vorstellen und da quasi schon ein präpubertäre Neurose geschaffen wird:
Haste keine schönen Schuhe, gibbet keinen Prinz!

Jedenfalls, und das ist hier eigentlich mein Thema, brauche ich für die Hochzeit ein neues Paar Schuhe.
Nicht, dass mein altes schickes Paar nicht mehr gut aussähe oder passen würde, nein, der Schneider hat gesagt, dass man dieses von mir geliebte Lloyds-Muster nicht zu dieser Art von … Kleidung tragen darf.
Sandalen oder gar nichts.
Kleiner Scherz.
Nein, glatte Schuhe sollten es sein, wenig Nähte, aber kein Hochglanz.

Ok, alles klar, dachte ich mir, gehst du einfach mal in die Stadt und guckst durch die Läden.
Mein persönlicher Rekord, und da bin ich stolz drauf, liegt bei Schuhkauf unter 4 Minuten.
Rein, Tchacks gegriffen, anprobiert, passt, gezahlt, raus. 2 Sommer gehalten.
Mir war zwar klar, dass das diesmal nicht möglich sein wird, aber wirklich lange wollte ich nicht rumeiern.

Zu dumm, dass Dani Wind von der Sache bekommen hat.
Es gibt nur eine Sache, die schlimmer ist, als Frauen die Schuhe kaufen, nämlich Frauen, die mit ihren Männern Schuhe kaufen. Wenn ihr mal Lust auf frustrierte und gequält dreinschauende Männer habt, geht mal donnerstagabends in den lokalen Deichmann.
„Nein, so kannst du nicht rumlaufen, das passt nicht zu dir!“
„Versuch doch mal die hier, das ist nun schick.“
„Jesus hatte nicht solche an, das stimmt nicht, wir kaufen die jetzt!“
Ich hab’s versucht wochenlang zu verzögern, aber ich kam nicht drum rum. Sie wollte mit.

Nein, diesmal wird nicht getrödelt, wir kaufen auf Männerart Schuhe!
Das Weib im Schlepptau, ab rein in einen Schuhladen und mit einer flotten Links-rechts-Blickkombination erkannt, dass es hier nichts gibt, was ich suche.
Also direkt und unter Protest von Daniela „Aber wir haben doch noch nicht da hinten geguckt!“ wieder raus.
Nächster Laden, ähnliches Glück, wobei ich mir, um das Gemaule abzustellen, Zeit genommen habe, ein Paar anzuprobieren.
Aber leider habe ich Füße wie ein Jäger und nicht wie ein Sammler, so dass ich mit hydrodynamisch geformter Pfeilform dann doch deutlich an meine (Zehen-) Grenzen stoße.
Und auch im dritten Schuhladen war es Essig mit meinen Vorstellungen.
Tolle Jesuslatschen, geile Gummistiefel, aber sonst…
Etwas frustriert, dass wir nun schon eine Stunde durch die Stadt laufen und ich erst 2 Bratwürste vom Stand gegessen habe, näherten wir uns dann einem Frauenladen, also einen Laden in dem Männer nie alleine anzutreffen sind, sondern nur mit Frau oder gar nicht.
Der gemeinte Laden hier: Strauss.
Ich weiß gar nicht mehr, was Dani genau dort wollte, vermutlich „nur mal kurz gucken“, jedenfalls kam sie auf einmal mit einem passenden Paar Schuhe auf mich zu, der ich wartend bei den Sonnenbrillen stand.
Wer hätte das gedacht!
Die passten nicht nur, die sahen auch noch gut aus.
Und kosteten sogar ein Vermögen.
Yippie.

Männer, es kommt für jeden Mann beim Einkaufen der Zeitpunkt, in dem man stark abwägen muss zwischen „viel zahlen und heim“ sowie „etwas günstiges aber noch einen weiteren Tag mit ihr durch die Stadt suchen“.
Nicht, dass ich geizig wäre. Aber bei gleicher Qualität zahle ich nun mal ungern 50€ mehr, außerdem wollte ich meinem Engel ungern die Befriedigung geben, dass sie die Schuhe schon wieder ausgesucht hat.
Ach, sei’s drum. Hauptsache Schuhe. Ab zu Kasse und gut.

Ich hab dann zu Hause noch mal eine Runde auf meiner Brust getrommelt und auch den Schuhkarton benutze ich noch bald für irgendwas anderes männliches wie abgefeuerte Patronenhülsen oder selbstgezogene Tigerzähne.
Aber trotzdem grinst Dani mich stets feist in dem Wissen an, dass auch wenn ich grade in Boxershorts und Hawaihemd mit meinen einzulaufenden Hochzeitsschuhen am PC sitze, sie diese ausgesucht hat und damit wieder einen kleinen Sieg verbuchen konnte.

Egal, Hauptsache endlich Schuhe für die Hochzeit.

10 Mai 2006

Tanzschule III

Hah!
Hab ich gerockt.
Ja, in der dritten und letzen Tanzstunde, diesem kleinen Horrorkabinett der Bewegungen, hab ich Dani direkt gezeigt wo der Lurch den Lurchi hat.

Leicht frustriert war sie nach dem 2. Mal, irgendwie hatte ich mich da sehr dumm angestellt, und sie sah ihre Hoffnungen für ein überwältigendes Tanzerlebnis auf unserer Hochzeitsfeier schon im Meer meiner bewegungslegasthenischen Anfälle untergehen.
Das tat mir leid, sie so deprimiert zu sehen.
Tanzen ist für sie nun mal super und diese Show auf RTL macht es einem nicht grade leichter zu argumentieren, dass man nix kann, wenn eine Heide Simonis sogar jedes Mal weiter geschoben (kommt von Schiebung) wird und die kann wirklich nix.

Ach…
Was soll’s, ich liebe sie ja.
Also Daniela, nicht das Wrack von RTL!

Es näherte sich die 3. Tanzstunde, inzwischen war noch ein Paar hinzugekommen, so das wir also zu 6. bereit standen.
Alles auf Position, Dani ließ die Schulter ein wenig hängen, und … los.
Hah!
Hättet ihr mal sehen sollen, wie das Püppchen rumgewirbelt habe.
Orkane wird man nach mir benennen.

Keine Ahnung warum, aber irgendwie habe ich in der Woche wohl den Bogen so gut raus gefunden, so dass sogar der Tanzlehrer gestaunt hat.
Und Dani erschrak sich gleich mehrfach.
Ich kam, ich führte, ich waltzerte.

Verstehen wir uns richtig!
Ich finde tanzen immer noch blöd.
Aber zu sehen, dass Dani mich erstaunt ansah, die Schritte vergaß und wir wegen ihr ins stolpern gerieten, war es wirklich wert, mal heimlich zwischendurch im Solo die Schritte zu üben.
Es ist doch ihre Hochzeit…

Ja, die restliche Stunde war anstrengend, aber gut.
Denn ich wusste und konnte noch alle Schritte.
Selbst als die Takte im Originaltempo aus dem Boxen kamen, verloren wir nicht die Fassung und schwebten über das Parkett wie Cinderella und der Typ in der weißen Uniform.

Inzwischen haben wir zuhause auch noch mal geübt.
Es klappt immer noch und ich bin mir sicher, dass wir (ich) zumindest den ersten Tanz überstehen.
Das mit dem Schleiertanz bereitet mir zwar einzig noch Sorgen, aber nicht mehr so sehr wie bisher.
Wer hätt’s gedacht?

Der Junge kann tanzen...

09 Mai 2006

Junggesellen-Abschied III

Am Samstag waren unsere Junggesellenabschiede.
Holger und Janine hatten sich echte Mühe in den vergangenen Wochen gegeben, sowohl das Datum und auch das Was geheim zuhalten, hatten dabei sogar recht gut Erfolg.
Bis vor 3 Wochen waren wir immer davon ausgegangen, es wäre das erste Mai Wochenende, schließlich erschien es uns perfekt.
Wir hatten keine anderen Termine, es gab ein langes Wochenende und der Abstand zur Hochzeit war ausreichend, denn eine Woche vorher wäre dann doch zu stressig gewesen. Zudem hatte Holger mich eindrücklich gewarnt, für diesen Tag keine beruflichen Seminare zu buchen, die im Mai alle massenweise stattfinden.

Wenige Tage vorher jedoch meldete sich Holger bei mir und informierte mich, dass zumindest Danis Abschied am 6. wäre, ich sollte bitte dafür sorgen, dass sie sich dann nichts vornimmt. Jener Samstag jedoch war von uns für Ahaus verplant, letzte Gespräche mit Kirche, Restaurant und Fotograf etc.
Dani, unwissend über Holgers Anruf, hatte nämlich genau an dem Abend angefangen, die Termine in Ahaus zu vereinbaren, einen sogar schon am Freitag, so dass mein kurzfristiger Einfall, einfach Samstag die Abfahrt durch lange schlafen oder quengeln zu verzögern, bis die Mädels da wären, auch ins Wasser fiel.
So fand ich mich also wenige Tage später in der Position wieder, dass ich zwar hinter Danis Rücken alle Termine in Ahaus wieder abgesagt, ihr davon aber natürlich nichts gesagt hatte, sie sich nun jedoch wunderte, warum ihre Mutter, die von Holger und Janine informiert worden war, sie fragte, warum sie immer noch Termine für den Samstag in Ahaus machen würde.
Chaos!

Nun, zum Glück, und das meine ich wirklich so, reden Daniela und ich sehr viel miteinander, so dass nach kurzem Nachdenken und Gespräch sich nun herausstellte, dass sie zwar wusste, was die mit mir auf dem Junggesellenabschied vorhaben, nicht aber wann er sei; ich hingegen nicht wusste, was die mit ihr machen, aber wann.
Da aber plötzlich alle meine Jungs an jenem Samstag mit ziemlich fadenscheinigen Argumenten keine Zeit mehr hatten und sich umgekehrt überraschend Jens & Henning zum Besuch „weil sie in der Nähe seien“ ankündigten, konnten wir uns ausrechnen, dass ich an dem Samstag ebenfalls dran wäre.

Spannung machte sich breit.
Würde Dani einen Chippendale-Männerstrip sehen? Würde ich die erste Frau mit 3 Möpsen kennen lernen? Flug nach Spanien? Pizza-Strip in Italien? Staatsausweisung aus der Türkei?
Schließlich hatten wir ja einige Wünsche geäußert, das soll doch wohl alles geklappt haben?

Nun, fast.
Letzten Samstag dann stürmten am frühen Nachmittag eine kleine Horde von unseren Freunden in unsere Wohnung, die Jungs packten sich mich und wir fuhren zu einem mir unbekannten Ziel, irgendwo Richtung Mönchengladbach. Über Dani erfuhr ich nur, dass die erstmal picknicken würden, während ich...
Oh man.
Die ganze Fahrt über kam Holger alle 2 Minuten mit einer neuen Geschichte die ich nun angeblich machen müsste. Tauchen mit Krokodilen, Fallschirmspringen im Tandem, Kühe melken, alles war dabei. Ich war leicht nervös.
Es gibt im Moment nämlich genau 3 Dinge im Leben, die nun so kurz vor der Hochzeit nicht mehr machen würde: Fallschirmspringen, Bungee springen und Speedboot fahren.
Das Risiko, mir dabei die Hacken zu brechen und dann in der Kirche zu humpeln sticht meine Neugier und Abenteuerlust nämlich im Moment deutlich aus, so dass ich Holger, in böser Vorahnung, am Mittwoch noch angerufen hatte, dass es so was bitte auf gar keinen Fall sein dürfte.
Und jetzt ratet Mal, wo wir hinfuhren…
Ein Flugplatz für Segelflieger und Fallschirmhüpfer in Grefrath.

Ok, die haben das knapp 20 Minuten durchgezogen, und mir erzählt, mein Sprung wäre um vier, ich solle gleich endlich mal zur Einweisung gehen.
Ihr glaubt nicht, was mir ein Stein vom Herzen gefallen ist, als die mich lachend und unter Kamera aufgeklärt haben, dass das zwar ursprünglich geplant war, aber aufgrund meines Anrufes am Mittwoch dann doch abbestellt worden ist.
Leck mich fett, hab ich geschwitzt.

Ich möchte an dieser Stelle übrigens noch erwähnen, dass einen Tag später 2 Fallschirmspringer tödlich verunglückt sind. „Ungebremst auf einem Acker aufgeschlagen“ hieß es in den Nachrichten.
Ich glaube, daher kommt ursprünglich das Wort Totengräber.

Jedenfalls haben wir dann erstmal rund um den Flugplatz gebosselt und jedes Mal, wenn einer in den Graben geworfen hat, musste ich einen trinken.
(Mir kam so manch ein Wurf sehr seltsam vor, das ließ dann aber auch irgendwann nach...)
Außerdem musste ich unterwegs Aufgaben bewältigen, zum Beispiel gelbe viel zu kleine Gummihandschuhe tragen, mit der spitzen Hammerseite Nägel in einen Baum hauen, mit einer Klobürste weitwerfen oder Gummibänder bei orkanartigem Seitenwind in eine Bierkiste schnipsen. Und immer wenn was nicht klappte: Martini oder Roten trinken.
In der Sonne.
Bei 2 Broten Frühstück als Grundlage.
Als wir auf dem Rückweg waren, um 7 war in der Düsseldorfer Altstadt einen Tisch im Lousianna bestellt, war meine Lampe so was von an, dass ich ehrlich besorgt um Holgers Auto war.
Ging aber gut, zumal wir nach dem Umstieg auf S- und U-Bahn in der Altstadt ordentlich fettig essen waren, dicke Burger und Bier.

Ich erwähne nun nicht, dass ich den Rest des Abends, ab holgers Wohnung, ein viel zu enges rosa T-Shirt mit einer gut lesbaren „Ich will heiraten“ Markierung und eine rosa Handtasche tragen musste, zusammen mir einem Pulk von roten Herz-Luftballons.
Das wäre mir wohl zu peinlich.

Was ich aber gerne erzähle, ist dass ich natürlich als Aufgabe hatte, Dinge wie Haarklammern und Schnäpschen zu verkaufen, Unterschriften von Chikkas auf meinem Muscleshirt sowie Widmungen und Glückwünsche in einem Büchlein zu sammeln.
Wer schon mal in der Düsseldorfer Altstadt war, kann sich vorstellen, was ich meine, wenn ich sage: Das war nicht so schwer wie man meint.
Allein mit allen Junggesellenabschiedsgruppen vor Ort hätte man locker eine 500 Personen Party auf die Beine stellen können, außerdem war in Düsseldorf noch „Nacht der Musseen“, also musste ich mich nur auf die Haupttouristenstraße stellen und schon war alles im Fluss.
Selbst ein Polizist, von Holger angesprochen, hat mir eine Widmung hinterlassen.

Doch, der Abend war gut, wir hatten echt Spaß, auch wenn sich die ersten natürlich schon beim Essen verabschiedet hatten.
Der harte Kern, also Henning, Jens, Holger, HolGER und ich jedoch zogen die Party bis zur letzten Bahn durch´, und ich muss ganz ehrlich sagen: Auch wenn wir nicht in einem Stripladen waren, ich hab noch nie so viele hübsche und tiefe Ausschnitte angucken dürfen.
Denn offensichtlich haben Frauen Mitleid mit einem bald verehelichten jungen Mann in rosa Hemdchen und erlauben sich und einem angetrunken eine Menge mehr als wenn man sich zum Beispiel zufällig in der Stadt trifft.
Harmlos zwar immer noch (soll ja auch) aber schon deutlich lasziv.
BingoBingoBingo!

Nachts haben wir dann plangemäß bei Holger gepennt, schließlich hatten die Mädels unsere Wohnung okkupiert und aus einem mir nicht verständlichen Grund wollten die wohl keine angetrunkenen hormonüberfluteten Kerle aus der Altstadt nachts um 4 in Empfang nehmen.
Pussys!

Nein, war super.
Das einzige was mir gestunken hat, war, dass die Mädels Dani irgendwann das Handy weggenommen hatten und wir uns nicht SMS’en konnten, was beim anderen gerade geht.
Das hatten wir nämlich eigentlich so ausgemacht, und wenn Dani mal anders als abgesprochen nicht auf Nachrichten antwortet werde ich leicht nervös.
So tippte ich also treudoof und befehlsgemäß weiterhin meine Meldungen und hoffte auf das Beste.

Am nächsten Morgen, eigentlich Mittag dann, kehrte ich jedoch heim und fand Dani wohlbehalten und unversehrt auf dem Balkon in der Sonne, so klärte sich alles schnell auf und auch sie hat viel Spaß gehabt.

Doch, war wirklich gut.
Egal, ob ich mir das urspünglich anders vorgestellt hatte oder nicht; wichtig war, dass ein entscheidender Teil meiner Freunde da war, dass wir ausgelassen gefeiert haben, dass ich wie eine Tunte in der Altstadt rum gelaufen bin und dass ich schon heute versprechen kann, dass ich für diesen doch wirklich gelungenen Tag mich eines Tages, bei den Abschieden von den Beteiligten Freunden revanchieren werde.

Junggesellenabschied gefeiert.
Jawoll!
Jetzt kommt bald die Hochzeit...

04 Mai 2006

Trauringe II

Lange habe ich nichts geschrieben, es ist auch nicht wirklich viel passiert.
Die Trauringe sind fertig, mein Anzug (Kostüm?) ebenso, ich habe Schuhe auf männliche Art ausgesucht, der Tanzkurs ist erfolgreich abgeschlossen und es gab ein riesen Chaos mit den Junggesellenabschieden und deren Planung.
Aber eines nach dem anderen.

Die Trauringe, das hatte ich ja schon geschrieben, sind bereits seit 4 Jahren vorhanden.
(Wow, 4 Jahre ist das schon wieder her???)
Sie mussten nur noch graviert werden, das Trau-Datum sollte rein, sieht man mal ab von Danis Vorsteckringwunsch war es das.
Und wie der Zufall es wollte, befindet sich auf meinem morgendlichen Frühstücksbrötchenkaufweg ein Goldschmied linker Hand ansässig.
Also die Goldschmiede ist linker Hand, nicht der Goldschmied. Welche Hand der benutzt weiß ich nicht.
Allerdings sah der Laden mir stets zu hippig aus, mehr so wie ein 30-Jähriger gerade selbstständig gemachter Jung-Goldschmiedemeister, der sich auf gut Glück einen kleinen Laden zwischen Schlecker und Wohngebäude gemietet hat, so dass ich nie wirklich drin war.
Auch die Auslagen waren eher ... kreativ, so Richtung Amulett "von Panzer überwalzt" für 5000€.

Nun, eines morgens, auf dem Weg zu meiner täglichen Ration Schweinebraten mit Krautsalat im Mürbchen fasste ich mir ein Herz und an den Sack und marschierte hinein, vollkommen überrascht dann des Innenlebens.
Kaum war ich 2 Meter im Laden kam mir eine ältere Dame freudestrahlend entgegen und begrüßte mich wie einen verlorenen Sohn. Wirklich, absolut überraschen freundlich.
Ich zeigte ihr meinen Ring, fragte nach Gravur, war positiv überrascht des Preises (12 Euronen für beide) und der Terminarbeit (3 Tage), versprach am nächsten Tag wieder zu kommen und verließ den Laden auch schon wieder.
Im Rausgehen sah ich noch eine gerahmte Meisterurkunde von 1937, die auch zu dem hinter einen Vorhang sitzenden Goldschmied gehörte.
Ich war begeistert.

Nun stellte sich aber ein anderes Problem, vielmehr eine kleine Frage mir und Daniela abends.
Welches Datum nehmen wir denn?
An sich war mir die Antwort gleich klar, der kirchliche Tag sollte es doch sein.
Aber Dani schien irgendwie anderer Meinung und so brauchten wir ein Paar stunden bis wir uns einig waren.
Der 27. Mai also.

Am nächsten Tag in den Laden, Ringe und Telefonnummer flux hinterlassen, wartete ich dann auf den Rückruf wenige Tage später.
Natürlich vergaß ich genau einen Abend mein Handy und natürlich hat der Goldschmied, vielmehr besagte freundliche Dame, mich an dem Abend mehrfach ohne Rufnummernanzeige versucht zu erreichen.
Also ging ich heute mal auf gut Glück in den Laden, und natürlich waren die Ringe bereits fertig.

Ich hatte bei der Bestellung extra die Schriftart ausgesucht, eine leichte Schreibschrift; außerdem wollte ich den Mai ausgeschrieben haben, 27. Mai 2006 also.
Das sah auch alles wunderbar aus, die Gravur war perfekt.
Nach Zahlung der 12€ ging ich also glücklich ins Büro, zeigte die Ringe Chef-Schwiegervater und lachte mit ihm darüber, dass man das Datum, den 29. Mai 2006 ja kaum lesen könnte, so sauber war die Gravur noch in dem Gold.

29. Mai 2006 ??????
Ahhhhhhh!!!!!!!!

Ja, manchmal ist doof ja ganz nett, in meinem Fall sogar ganz niedlich.
Aber wenn man dem Goldschmied das falsche Datum gibt, dann...

Junge, junge.
Theo meinte, Dani würde das sicher nicht bemerken.
Holger wolle unbedingt, dass ich ihr das erst sage, wenn er mit Kamera dabei ist.
Und Kollegin Britta verließ kopfschüttelnd den Raum.

Naja, also... sie hat’s gemerkt.
Zuerst dachte sie, das wäre ein Scherz, ich hätte die falsche Zahl nur eingeklebt.
Dann, nach kurzem Rubbeln, konnte sie sich ihrem Gesichtsausdruck nach nicht entscheiden, ob
sie mir eine ballern oder mir mitleidig über die Wange streicheln soll.
Es folgten so an die 10 "Oh man!".

Nun, jedenfalls war ich dann heute Nachmittag noch mal in der Goldschmiede.
Nach dem sich das allgemeine Gelächter gelegt hatte und alle anwesenden Kunde sich die Tränen aus den Augen gewischt hatten, versicherte man mir, dass sich das beheben ließe.
Es käme nicht so oft vor, wieder lautes Gelächter, aber es gäbe da Methoden.
In einer Woche wäre das dann richtig.

Und das alles nur, weil ich dieses Jahr wenigstens 1x an meinen Geburtstag gedacht habe...

Zitat: Werner Mitsch

Wo sind die weltoffenen Geistlichen, die ihren Hochzeitspaaren eine fröhliche Empfängnis wünschen...
Werner Mitsch

11 April 2006

Unsere Tochter Lisa

Daniela und ich haben eine 8-jährige Tochter namens Lisa.

Ja, guckt ruhig dumm.
So ist das eben.

So ist das eben, wenn man mit der kleinen vorgenannt-altrigen Cousine Danielas, sowie selbiger persönlich an der Hand, an einem Samstag Abend auf eine Geburtstagsfeier geht, bei der viele Freunde und Bekannte meiner baldigen Schwiegereltern den 50. Geburtstag eines eingesessenen Ahausers feiern, um eben jene Schwiegereltern abzuholen.
Da fallen erst dumme Blicke, dann verwunderte Fragen gerichtet an ebenfalls ratlose angetrunkene Feiergenossen, und ehe man sich versieht ist allen logisch klar:
Das muss Danielas Tochter sein, Florian ist der Papa, gehen wir gratulieren.

Lassen wir mal außer acht, dass es vermutlich unmöglich wäre, vor der Welt (und damit ist Ahaus als Zentrum und das ganze restliche Universum drumherum gemeint) geheim zu halten, wenn man mit 17 ein Kind bekommt.
Lassen wir des weiteren mal außer acht, dass egal ob idiotischer Fehler oder nicht, ich vermutlich mit 18, spätestens aber mit 18,5 aller Welt erzählt hätte, wie nachweislich potent ich bin, vaterschaftlicher Stolz im Blut.
Und lassen wir außerdem noch außer Acht, dass die meisten eingangs erwähnten Rategesichter uns in den letzten 8 Jahren schon öfter gesehen haben, immer, oh Wunder, ohne Kind.
Also abgesehen von alledem und noch vielen anderen Gründen, wie zum Beispiel der Tatsache, dass wir ja erst in 2 Monaten heiraten! (Wenn ich nur für jedes "kann doch trotzdem sein!?!" 10€ bekommen hätte...)
Ist es nicht wirklich vollkommen logisch beim Anblick von Daniela, Lisa und mir zu denken:
Wow, was für eine tolle Familie, wie konnten die das nur geheim halten?

Das ist jetzt kein Witz!
Ansonsten völlig vernünftige Menschen haben mich, Daniela, ihre Eltern, ja sogar Lisa selbst gefragt, warum wir denn jetzt so plötzlich mit der Wahrheit rauskommen!
"Ist das dein Opa?"
"Ist das deine Mama?"
"Ich kannte deinen Papa Florian schon, als er das erste Mal in die Kirche gekotzt hat." (*)
So was ist wirklich einer dieser besonderen Momente im Leben, in der man ernsthaft überlegt, ob eine kräftige Ohrfeige auch wohl als gut gemeinter Denkanstoß vom Gegenüber verstanden wird...
Mehr als einmal hatte ich sogar bei klein Lisa den Verdacht, dass sie genau da grade drüber nachdenkt.
Zum knuddeln, eine so kleine Denkfalte auf einer so kleinen Stirn.

Eine Tochter...
Da stellt sich ja einem schon fast die Frage, was die Leute uns wohl noch alles andichten werden, wenn mir mit Kutsche und dem Brautzeugen durch Ahaus fahren.
"Hat Florian wirklich Holger geheiratet und Daniela als Brautzeugin genommen?"
Manmanman...

Ok, ich gebs zu.
Natürlich konnte ich irgendwann nicht mehr anders, habe der Versuchung nachgegeben und laut und deutlich (aber ohne das Daniela es wahrnahm) zu Lisa gesagt, sie soll Mama fragen, ob sie noch eine Fanta darf. Und dabei auf Dani gezeigt.
Gut, das Lisa so ein kluges Kind ist und mir den Vogel gezeigt hat.

Jedenfalls, und der Gedankengang gefällt mir, ist es auch ein interessanter Aspekt, dass die Leute uns eine Tochter wie Lisa durchaus zutrauen.
Sie ist ein hübsches, viel wichtiger noch kluges kleines Mädchen, dass anstatt zu nölen, wann wir endlich fahren, Erwachsene dazu gebracht hat, ihr Getränke zu holen und sie zu unterhalten.
Kann man sich mehr wünschen?
Immerhin ist die Ehe ja die Grundlage einer guten Familie, in der später mal Kinder vernünftig aufwachsen sollen.

Was schließlich ja auch bei unserem Umfeld ein Thema ist, welches inzwischen immer öfter auftaucht.
Schubladendenken mutet praktisch an, schließlich kann man wie ein Rechtsgelehrter nach einem bestimmten Musterweg vorgehen.
Heiraten -> führt zu -> Kinder kriegen.
So einfach sei das.

Bisher (bisher!) wurden wir genau von 7 geladenen Gästen gefragt, wann es denn dann bei uns "mit dem Versuchen" losgehen soll. (Bei der Phrase "mit dem Versuchen" wird man übrigens immer entweder ziemlich obszön oder ziemlich dümmlich angegrinst...)
Eine ulkige Geschichte, schließlich sind wir von dem Thema noch ein wenig entfernt, sagen wir so 3 bis 4 Lichtjahre, nein, ich mein natürlich: lichte Jahre.

Nein, Leute, also im Ernst.
So nett es auch ist, uns Kinder zuzutrauen.
Und so sehr wir uns auch auf eigene später freuen.
Wir haben doch schon eins, das unsere volle Aufmerksamkeit braucht.

Mich.


___
* Das ist ein Gerücht, das hab ich nie!
(Babys vertragen Weihrauch wohl nicht so gut...)

10 April 2006

Unbeliebte Gäste

Was genau ist für einen die Grenze, ab der man sich zuviel verbiegt?
Ab welchem Zeitpunkt verliert man die eigene Treue?
Wann wird man das, was ich oft als "ein Wixer" bezeichne?

Keine Ahnung was ich meine?
Ok, hier ein Beispiel:
Angenommen, man kann jemanden überhaupt nicht leiden.
Also diese Art von "Nicht-Mögen" zwar noch vor "Hassen", aber schon deutlich über "Egal-Sein", ebenfalls unabhängig von Beziehung zur Person, unabhängig von Verwandtschaft oder Bekanntschaft.
Nun stellen wir uns vor, es stände eine große Feier an, zu der man viele Leute einlädt, sagen wir mal, so als Beispiel, eine Hochzeit.
Nicht irgendeine Feier, bei der man sich über den Weg läuft, weil eben alle eingeladen sind und man an sich keinen Einfluss auf die Gästeliste hatte.
Nein, eine eigene Feier, bei der man selber aussucht, wer kommen soll und wer eben nicht.
So, aus welchen Gründen auch immer, man ist aber gezwungen, diese hypothetische Person einzuladen.
Vielleicht weil es Familie ist, und man diese halt einlädt, oder weil es Freundin eines sehr guten Freundes ist, oder vielleicht auch bloß, weil die eigene Frau das so wünscht.

Na, jetzt verständlich, was ich meine?

Bei uns nämlich, und dem wollte ich mir hier auch mal fröhlich frei Luft machen, kommen anscheinend 3 Leute, die ich lieber in türkischer U-Haft als bei mir auf der Hochzeit sehen würde.
Nicht, dass ich Namen nennen würde, zumal die Gemeinten dieses Blog nicht lesen, aber selbst wenn, die wüssten schon genau, dass ich sie meine.
Schließlich herrscht Antipathie seltenst auf nur einer Seite, daher vermute ich, dass eben jene sich auch nicht drum reißen zu kommen, auch wenn sie werden.
Sicherlich ahnt ihr den beiderseitigen Grund bereits: "sie möchte das so".
Und mit genau der Begründung wurden meine auch Einwände abgeschmettert.
Ratet mal, wie viele Gäste kontra Danielas Willen kommen...

So frage ich mich also nun, was tun?
Klappe halten, lächelnd die Zähne zeigen, leben und leben lassen?
Oder doch bei der Gratulation den Handschlag verweigern und nur kurz zunicken?
Eventuell komplett ignorieren?

Nicht wahr, da stellt sich wieder das moralische Problem:
Wie sehr muss man sich um des Feierfriedens Willen verdrehen?

Generell, und das wissen sicher die meisten, halte ich mit meiner Meinung nicht hinterm Berg.
Wenn mir jemand oder etwas nicht passt, sage ich das auch, meist sogar lauter als nötig, und dann ist das Thema für mich geklärt, zumindest aber muss ich mich selbst nicht als Schleimscheisser sehen.
Denn Personen solcher Gattung kann ich absolut nicht leiden, besonders die, die das selber nicht mal merken. Denen kann man das ruhig auch ein paar Mal öfter sagen.
Umgekehrt halte ich mir selber auch Kritikfähigkeit zugute, ja fordere Kritik sogar ein.
Echte Freunde sagen einem schließlich, wenn man grade oder schon länger ein Arsch oder Idiot ist.

Zurück zu meiner (Selbst-) Frage.
Wenn ich schon nicht verhindere, dass Leute fern meiner Freude zur Hochzeit erscheinen, soll ich dann mindestens meinen Unmut kundtun oder ihn ebenfalls runterschlucken?
Es geht ja nicht nur um meine Laune.
Da ist ja auch noch Dani.
Ein interessantes Thema, wie ich finde.

Dies über allem, dir selber bleib treu, schrieb einst Shakespeare.
Recht hat der Mann.
Aber musste er jemals heiraten?

05 April 2006

Tanzschule II

Ja, die Gerüchte sind wahr.
Ich habe mich nach ungefähr 11 Millionen Stunden massiver Nörgelei seitens Danielas dazu durchgerungen, ein Tanzstudio rausgesucht und uns für einen Hochzeitstanzkurs angemeldet.
Dreimal 60 Minuten, jeweils dienstags um 19:00 Uhr in einem kleinen Lokal mit einem überraschend großen Ballsaal ein Dorf weiter, für 45 Euronen pro Paar.
Das fand ich doch glatt erträglich.
Schließlich hing ja auch das Damoklesschwert des Dani-sucht-was-raus über mir!

Also fuhren wir am vorletzten Dienstag Abend hin und schafften es dabei grade noch so eben halbwegs pünktlich zu sein, schließlich hatte ich mir die allergrößte Mühe gegeben, meinen Zahnarztbesuch tagsüber als Ausrede zu benutzen, um die ganze Geschichte so weit wie möglich zu verzögern.
Dani hatte mich aber recht schnell durchschaut...
(Notiz an mich selbst: Wenn man schwere Zahnschmerzen vortäuscht nicht gleichzeitig eine Tüte Gummibärchen verputzen!)

Bereits auf dem Hinweg plagten mich Sorgen.
Was, wenn der Tanzlehrer mich zum Übungspartnerwechsel zwingt?
Abgesehen davon, dass ich keine Lust auf vertikalen Sex mit einer anderen Dame verspürte; ich muss doch nur mit Dani auf der Hochzeit lange tanzen. Wozu also tauschen?
Ok, dachte ich mir, selbst wenn, was soll's, du hast ja auch nicht den Fahrschulwagen behalten müssen, wird schon werden, außerdem, vielleicht hat die andere große weiche ... Hände *ähem*, dann guckste wenigstens nicht auf deine Füße.
Ja, Leute so geht das...
"Selbst im tiefsten Keller der Selbst-Agonie scheint ein kleines Licht für den welcher suchet!"

Wir kommen also vor Ort an, treten ein in den Saal und sind überwältigt von der schieren Masse der Teilnehmer.
Das andere Paar nämlich, pünktlich, war bereits in Aufstellung gegangen.

Kennt ihr den Witz über mit alten Frauen schlafen und Gurke in Turnhalle werfen?
Nun, so ähnlich kam ich mir vor.
Ein ordentlicher Ballsaal, sogar mit einer komplett verspiegelten Stirnwand und mittendrin klein Flo, sein inzwischen tanzerwartungsfreudiges Mäuschen an der Hand.
Und der Tanzlehrer, schon vorgewarnt von seiner Frau (mit der ich gesprochen hatte) grinst feist und begrüßt uns mit den Worten "Und da ist das andere Paar, wo ER eigentlich nicht möchte."
Da gefiel mir das alles schon einen Tick besser.

Da muss ich jetzt auch mal direkt eine Frage stellen:
Was genau muss einem jungen heterosexuellen Mann passieren, dass er Tanzlehrer wird?
Der hat doch früher sicher auch mit Lego gespielt, Baumhäuser gebaut oder mit Mädchen Küsschenfangen gespielt, oder?
Gibt es da irgendwo ein Gen, welches sich mit 13 dann durchsetzt, und das bewirkt, dass man Nazikackmistbewegungssport, wie ich Tanzen gerne heimlich nenne, toll findet?
Ehrlich, ist mir total unverständlich...
Freude durch tanzen... tssss.
Hat der keinen Computer zu Hause?

Naja, wie dem auch sei, er ist nett.
Das gebe ich zwar ungern zu, aber er kann das, was er macht.
Schlaksiger Typ, vielleicht 30, körperlich ein bisschen größer als ich, demonstrierte er direkt die ersten Tanzschritte mit Daniela, die wir dann eifrig nachtanzen mussten.
Immerhin, von uns 4 Teilnehmern hat nur Daniela bereits einen Tanzkurs abgeschlossen, 3 glaub ich sogar.
So fiel es den beiden sehr leicht, uns anderen 3 in der ersten Stunde den langsamen Walzer und den ... und da verließen sie mich schon.
Was genau war denn noch mal das zweite, was wir gelernt haben???
"Eins, zwei, tip, eins, zwei, tip..."
Discofox?
(Ob ihr es glaubt oder nicht, ich bin grade vom PC aufgestanden und habe die Schritte kurz gemacht, um sicher zu sein, dass ich nix verwechsle!)

Man, was kann tanzen anstrengend sein!
Nicht mal wegen den ungewohnten Bewegungen, das geht eigentlich.
Nein, mir fällt es einfach schwer, entgegen meinen gewohnten oder antrainierten Bewegungsmustern zu agieren.
Ein Beispiel:
Seit Jahren gehe ich steht’s so, dass ich entweder direkt lossprinten oder hochspringen kann, ursprünglich aus den Zeiten mit unserem Hund Tiger, der immer genau dann im Weg lag, wenn man etwas heißes oder Wertvolles vor sich hertrug.
Ich verlagere also immer mein Gewicht vom einen auf das andere Bein, sobald dies den Boden berührt. Das ist auch gut für den Rücken.
Bei den oben beschriebenen Schritten hingegen, muss man einen Fuß zwar vorsetzen, darf aber kein Gewicht darauf verlagern, da man ihn im nächsten Schritt schon wieder zurückzieht.
Von der zu stoppenden Vorwärtsbewegung mal ganz zu schweigen.
(Ein Schelm, wer hier an Masseträgheit denkt!)
Ich bin anfangs ein paar Mal voll in Daniela geknallt.

Und das ist nur das eine was mich stört.
Der große Spiegel macht mich verrückt!
Nicht, dass ich mich nicht gerne sehen mag, viele Menschen lassen sich operieren, um so auszusehen wie ich.
Aber in dem Saal hängen unter anderem Werbeposter für Sloggy Strings und Tangas, weiß der Geier warum. Egal wo ich hingucke, überall sexy Werbe-Pöter.
Wie soll ich da auf meine Füße achten?

Und dann noch der Tanzlehrer mit seiner Stimme.
An sich normale Tonlage, aber glaubt mir, wenn ihr 60 Minuten lang "eins zwei tip eins zwei tip eins zwei tip eins zwei tip" um die Ohren habt seid ihr irgendwann auch kurz davor, seinen Zahnarzt zu einem reichen Mann zu machen.

Ok, zugegeben.
Es macht auch Spaß.
Ich konnte mir zwischendurch durchaus unser Tanzen auf der Hochzeit vorstellen, so schön mit Blick tief in die Augen und einem glücklichen Lächeln.
Also für mich zumindest.
Dani wird nämlich schlecht, wenn sie mich beim Tanzen ansieht.
Sie sagt zwar, dass das wegen dem Drehen und der Fixierung auf einen kreisenden Punkt kommt, aber irgendwie bin ich misstrauisch.
Ich glaube, sie will auch die Sloggybilder angucken.

Jedenfalls hatten wir gestern unsere 2. Stunde und haben den Wiener Walzer angefangen.
Leck mich fett, ist das schwierig!
Wir haben zwar in der Woche zuhause sehr zur Freude der Mieter unter uns auch abends normalen Walzer und Discofox geübt, aber Wiener Walzer (nenne ich nun WW2 ) ist schon eine Ecke schneller.
Die blauen Flecken an Schatzis Zehen sprechen Bände.

Nein, ich bleibe dabei.
Tanzen böse!

Ich zieh das jetzt zwar durch und auch auf der Hochzeit lasse ich mit mir viel tanzen.
Aber wenn das alles vorbei ist, werde ich Daniela einen stockschwulen Partner suchen und mich persönlich innerlich damit abfinden, dass ich bis zur Hochzeit meiner Tochter mich nicht mehr so bekloppt bewegen muss.

eins zwei tip eins zwei tip...

Zitat: Jerry Lewis

Es gibt sicher viele Gründe für eine Scheidung, aber der Hauptgrund ist und bleibt die Hochzeit...
Jerry Lewis

29 März 2006

Cowboy-Hochzeit

Besonders viel Spaß haben Daniela und ich hin und wieder, wenn wir uns verrückte Dinge überlegen, die bei der Hochzeit schief gehen könnten, vor allem wenn grade irgendwas anderes Unmut erzeugt, wie z.B. das ein bestimmter Verwandter abgesagt hat.

Wie wäre es denn zum Bleistift, wenn ich vorne am Altar ohnmächtig werden würde?
Oder der Kerzenjunge die Haare vom Blumenmädchen ausversehen in Brand setzt?
Oder ein Trauzeuge einen Lachanfall bekommt?
Ok, die 3 Dinge sind schlechte Beispiele, das gabs nämlich alles schon auf Hochzeiten unserer Verwandten.
Aber ein ordentlich männlicher 107 Dezibel Furz wäre neu.
Vor allem von ihr!
Sollte ich ab 1 Woche vorher nur noch Gemüse kochen?

Zum Brüllen ist auch unser derzeitiger Fantasie-Favorit bezüglich einer Wild-West Hochzeit.
Stellt euch das mal bildlich so vor:

27. Mai 1890, Ahaus, Texas.

Es ist heiß draußen. Heiß und staubig.
Die Kirchglocke schlägt einmal, das laute, hohle Donggggggg zeigt allen: es ist 12 Uhr.
An der Pforte der Kirche stehen einige Pferde und Kutschen.
Die Gäste sitzen in der Kirche, die Männer schwitzen und die Damen fächeln sich mit dem Programm Luft zu, der Pastor steht mit gefalteten Händen und der abgewetzen Bibel in der Hand vorne und wartet auf das Brautpaar. Eine Fliege umschwirrt nervtötend seinen Kopf.

Die Tür fliegt, alles dreht sich um.
Ich, der Bräutigam, stehe in der Tür.
Langer Ledermantel, Cowboystiefel, langer Grashalm im Mund, 3 Tage-Bart rotbraun von Staub.
Ich nehme den abgewetzten Hut ab, klopfe den Staub heraus, setze ihn wieder auf, kaue dabei den Raum abschätzend auf dem Gerstenhalm, stelle meine Winchester neben die Tür.
Langsam gehe ich nach vorne, schlage dabei den Mantel hinter den Gurt mit meinem 45er Colt und lege meine Hand darauf ab.
Man hört nur das Kling-Kling meiner Sporen, einigen Anwesende nicke ich zu, tippe dabei mit der behandschuhten Hand an meinen Hut.

Vorne begrüße ich die Trauzeugen mit Handschlag, erkundige mich bei Jens nach seiner Herde und nicke dem Pastor zu, spucke in den 4m entfernt stehenden Spucknapf *pfluip* und drehe mich zur Tür um.
Irgendwo bellt ein Hund.

Dann setzt die Orgel ein, Daniela, in kornblumenblauem Kleid mit Schleifchen im Haar wird von ihrem Vater in die Kirche geführt.
Dessen doppelläufige Schrotflinte hängt mit dem Lauf nach oben über seiner Schulter, das Gesicht ist eher grimmig.
Vorne angekommen übergibt er sie mir, raunt dabei aber kaum hörbar "Mach keinen Scheiss, ich hab das grobe Korn geladen" und nimmt dann umständlich in der vordersten Reihe Platz.

Der Pfarrer schlägt die Bibel auf, wir stimmen alle die National Anthym an...

Weiter als bis hierher kommen wir eigentlich nie, weil wir uns so vor Lachen biegen, dass uns Tränen in den Augen stehen, zudem zwingt mich irgendwas dann innerlich auch immer diesen John-Wayne-Gang zu immitieren und halb-schleppend durchs Wohnzimmer zu hopsen.

Außerdem können wir uns über den Schluss nicht einigen:
Entweder kommt plötzlich der Sheriff und will mich wegen Whiskey-Schmuggel verhaften (was in einer ordentlichen Schießerei endet) oder ein anderer Typ, ein Mariachi namens Malte, stürmt die Kirche und fordert von Dani ihn zu heiraten (was nicht in einer Schießerei endet, da er zwar eine Gitarre, aber nur ein Messer hat...).

24 März 2006

Eheglück versus Ehevertrag

Ein bekannter Fakt der Ehe ist:
Sie lässt sich nur durch 2 Dinge beenden, nämlich Tod oder Scheidung.

Ersteres, ganz klar und sehr makaber, ist das erstrebenswerte Finale für jedes Paar, das über die Hochzeit und vor allem den eventuellen Eheverlauf nachdenkt.
Zweiteres jedoch, und dass muss man heutzutage sagen wie noch nie seit Menschenbeginn, kommt ebenfalls vor, auch wenn ich so manche Statistiken eher für Schwarzmalerei halte.
Schließlich halten 2/3 aller Ehen, nicht "1/3 werden geschieden".
(Stimmt die Zahl eigentlich wirklich oder ist das so eine völlig falsche Sache, die man hört und dann selber immer weitererzählt, ohne sie verifiziert zu haben? So wie bei "rohe Kartoffeln sind giftig".)

Nun sind wir beide hier ja Kaufleute, gelernte Kapitalisten quasi und außerdem ja auch gleichberechtigungstechnisch aufgeklärte Neuzeit-Demokraten, was dazu führt, dass wir uns für das Thema Ehevertrag interessiert haben, seit dem wir an Hochzeit das erste Mal gedacht haben.
Und das ist schon sehr lange her.
Ehevertrag, ja das war uns klar, das wollen wir. Macht man ja so heute.
Aber wie muss der denn aussehen?
So einfach ist das schließlich nicht...

Beim Thema Eherecht gibt es nämlich ein weit verbreitetes Phänomen, dass man bestenfalls als "gefühltes Recht" beschreiben kann, was sich wie folgt ausdrückt:
- Jeder weiß etwas dazu zu sagen ("Unbedingt Gütertrennung!")
- Jeder kann das zu Sagende auch mit Fall-Beispielen begründen ("Bei meiner Bekannten war das so, dass...")
- Alle gehen vom Schlimmsten aus ("...deswegen hat die nun nix und er alles...")
- Jeder macht dir Panik ("sonst passiert dir das auch!")
- Natürlich kann dir niemand wirklich einen rechtssicheren Rat geben. ("Geh aber besser doch zum Anwalt.")

Das Einzige, was man dabei lernt, und das kann ich jetzt wirklich mit Sicherheit behaupten, ist, dass sich bei diesem Thema immer der wahre Charakter des Gegenüber zeigt!

Schließlich geht es um Geld.
"Und bei Geld hört die Liebe (Freundschaft) auf."
Was für ein Trauerspiel menschlicher Egomanie...
Nur als Anregung, macht euch mal den Spaß und fragt andere, was sie zum Thema Ehevertrag zu sagen haben.
Ein Studienkollege von mir drückte sich einmal sehr einfach aus:
"Der wird so dick, dass man da den Fernseher draufstellen kann."

Und ich Idiot hab das auch noch später mal nachgeplappert...

Vor allem Beginn muss man sich schließlich fragen, was man mit einem Ehevertrag erreichen möchte?
Geht es bloß um die Absicherung von Unterhalt, wenn er arbeitet und sie die Kinder groß zieht?
Oder spielt eine Firma eine Rolle, eine absehbare Erbschaft sogar?

Wir Männer, und das sage ich mit Bedauern, haben beim Thema Eherecht für gewöhnlich einen Wissensvorsprung. Ob im Fußball- oder Golfclub, beim Steuerberater, Rotary oder im Schützenverein, wir Männer sind einfach mehr in Vereinen und Gruppen organisiert und dort wird auch wesentlich mehr Wissen (gefährliches Halbwissen zumeist) geteilt, als bei der Kindergartengruppe oder beim Sport der Frauen.

Versteht mich nicht falsch: Mir missfällt das zutiefst, es ist aber eine Tatsache.
Und deswegen kommt es, dass zumeist die Frauen keine Ahnung haben, was Sache ist, wenn er sie zum Notar schleppt und einen Ehevertrag zur Unterschrift vorgibt.
Denn, mal ehrlich, der gemeinsame Anwalt ist doch meist eher mit ihm als mit ihr befreundet, oder?

Nein, nicht bei uns.
Haha, ja großes Lachen, ausgerechnet deren Anwalt ist ja auch sein Vater, wie ehrlich kann er das hier schon meinen, fragt ihr euch nun. Dani wird sicher total über den Tisch gezogen.

Nun, ihr dürft zwei Sachen nicht vergessen.
Erstens: Daniela hat Eltern, welche ihre Tochter sehr lieben, zudem was Vertrags- und Erbrecht angeht nicht grade unwissend sind, mich aber vor allem auch schon in früheren Arschloch-Phasen beobachtet haben. Die achten sicher sehr genau darauf, das Daniela nicht unabsichtlich das Familiensilber verschenkt.
Zweitens: Ich habe keinen Spaß an Geld und sehe zudem die Ehe als eine Gemeinschaft von Gleichberechtigung und gegenseitiger Unterstützung an, wenn man mal von Liebe, Leidenschaft und diesem ganzen Schickschnack absieht.

Folglich und weil ich mich auch immer wieder gerne selbst überrasche habe ich meinen Schatz zu einem Vortrag über das Ehevertragsrecht geschleppt.
Einem Vortrag von einer RechtsanwältIN.
Einer Rechtsanwältin, die auch Frauenbeauftragte ist.
Einer Rechtsanwältin, die auch Frauenbeauftragte ist, und zwar in Meerbusch.
Und das schon seit über 30 Jahren.

Junge junge, und ich als nahezu einziger Mann in einer Gruppe von Frauen, die ausnahmslos alle Mitglieder (welch Wortwitz!) der Frauenbewegung sind.
Das ist, als ob man als Zebra-Austauschschüler eine Löwenschule besucht, in der gerade Kochunterricht stattfindet.
Blicke von verwundert bis ablehnend oder gar feindselig trafen mich.

Ich wäre nicht ich, wenn ich nicht kurz überlegt hätte, Dani vor allen anzubrüllen, warum sie nicht in der Küche mein Essen macht.
Irgendwann ist mein Humor noch mal mein Untergang...

Jedenfalls: Der Kurs war kostenlos, aber nicht umsonst.
Danis Augen wurden immer größer, denn immerhin erklärte uns die Referentin wirklich einfach, unterstützt von Praxisbeispielen, wie man verhindern kann, dass einer von beiden nachher ausgezogen wird.
Witzigerweise waren offensichtlich mehr als die Hälfte der anwesenden Frauen bereits geschieden oder in Scheidung gerade, denn ... nun ... sagen wir einfach die Blicke wurden nicht besser und so manch Ex-Ehemann wurde verteufelt, als die Frauen merkten, wie übel sie verschaukelt worden sind.
Gütertrennung, nee is klar.

Außerdem wollten wir noch sichergehen, haben uns also nicht geniert, unser Beispiel aufzuzeigen und einige eventuelle Sachverhalte bzgl. Zugewinn oder Erbschaften etc mal vor allen durchzuspielen.
Letzter Kommentar der Anwältin vorne war ein verwundertes: "Wenn sie in 20 Jahren immer noch so denken, rufen sie mich bitte an. So was ist wirklich selten."

Schlussendlich diente die Teilnahme ja auch der Vorbereitung für den Termin bei eben jenem unserem Anwalt, welchen wir bei unserem nächsten Ahaus-Trip wahrnehmen werden.
Natürlich gehe ich hier jetzt nicht ins Detail, aber ich kann ruhigen Gewissens behaupten, dass Dani sich nun nicht mehr ehevertraglich veralbern lässt.
Warum sollte ich es auch anders wollen?
Klar, die Versuchung ist da und ich habe natürlich auch zwei oder drei Schlupflöcher erkannt.
Aber mal ehrlich:
Wir wollen doch fair bleiben, oder?
Es ist doch bloß Geld. Davon kann ich mir nichts Wichtiges kaufen.

Außerdem ist der Masterplan sowieso noch viel viel einfacher:
Die Ehe hält.

Punkt.