11 April 2006

Unsere Tochter Lisa

Daniela und ich haben eine 8-jährige Tochter namens Lisa.

Ja, guckt ruhig dumm.
So ist das eben.

So ist das eben, wenn man mit der kleinen vorgenannt-altrigen Cousine Danielas, sowie selbiger persönlich an der Hand, an einem Samstag Abend auf eine Geburtstagsfeier geht, bei der viele Freunde und Bekannte meiner baldigen Schwiegereltern den 50. Geburtstag eines eingesessenen Ahausers feiern, um eben jene Schwiegereltern abzuholen.
Da fallen erst dumme Blicke, dann verwunderte Fragen gerichtet an ebenfalls ratlose angetrunkene Feiergenossen, und ehe man sich versieht ist allen logisch klar:
Das muss Danielas Tochter sein, Florian ist der Papa, gehen wir gratulieren.

Lassen wir mal außer acht, dass es vermutlich unmöglich wäre, vor der Welt (und damit ist Ahaus als Zentrum und das ganze restliche Universum drumherum gemeint) geheim zu halten, wenn man mit 17 ein Kind bekommt.
Lassen wir des weiteren mal außer acht, dass egal ob idiotischer Fehler oder nicht, ich vermutlich mit 18, spätestens aber mit 18,5 aller Welt erzählt hätte, wie nachweislich potent ich bin, vaterschaftlicher Stolz im Blut.
Und lassen wir außerdem noch außer Acht, dass die meisten eingangs erwähnten Rategesichter uns in den letzten 8 Jahren schon öfter gesehen haben, immer, oh Wunder, ohne Kind.
Also abgesehen von alledem und noch vielen anderen Gründen, wie zum Beispiel der Tatsache, dass wir ja erst in 2 Monaten heiraten! (Wenn ich nur für jedes "kann doch trotzdem sein!?!" 10€ bekommen hätte...)
Ist es nicht wirklich vollkommen logisch beim Anblick von Daniela, Lisa und mir zu denken:
Wow, was für eine tolle Familie, wie konnten die das nur geheim halten?

Das ist jetzt kein Witz!
Ansonsten völlig vernünftige Menschen haben mich, Daniela, ihre Eltern, ja sogar Lisa selbst gefragt, warum wir denn jetzt so plötzlich mit der Wahrheit rauskommen!
"Ist das dein Opa?"
"Ist das deine Mama?"
"Ich kannte deinen Papa Florian schon, als er das erste Mal in die Kirche gekotzt hat." (*)
So was ist wirklich einer dieser besonderen Momente im Leben, in der man ernsthaft überlegt, ob eine kräftige Ohrfeige auch wohl als gut gemeinter Denkanstoß vom Gegenüber verstanden wird...
Mehr als einmal hatte ich sogar bei klein Lisa den Verdacht, dass sie genau da grade drüber nachdenkt.
Zum knuddeln, eine so kleine Denkfalte auf einer so kleinen Stirn.

Eine Tochter...
Da stellt sich ja einem schon fast die Frage, was die Leute uns wohl noch alles andichten werden, wenn mir mit Kutsche und dem Brautzeugen durch Ahaus fahren.
"Hat Florian wirklich Holger geheiratet und Daniela als Brautzeugin genommen?"
Manmanman...

Ok, ich gebs zu.
Natürlich konnte ich irgendwann nicht mehr anders, habe der Versuchung nachgegeben und laut und deutlich (aber ohne das Daniela es wahrnahm) zu Lisa gesagt, sie soll Mama fragen, ob sie noch eine Fanta darf. Und dabei auf Dani gezeigt.
Gut, das Lisa so ein kluges Kind ist und mir den Vogel gezeigt hat.

Jedenfalls, und der Gedankengang gefällt mir, ist es auch ein interessanter Aspekt, dass die Leute uns eine Tochter wie Lisa durchaus zutrauen.
Sie ist ein hübsches, viel wichtiger noch kluges kleines Mädchen, dass anstatt zu nölen, wann wir endlich fahren, Erwachsene dazu gebracht hat, ihr Getränke zu holen und sie zu unterhalten.
Kann man sich mehr wünschen?
Immerhin ist die Ehe ja die Grundlage einer guten Familie, in der später mal Kinder vernünftig aufwachsen sollen.

Was schließlich ja auch bei unserem Umfeld ein Thema ist, welches inzwischen immer öfter auftaucht.
Schubladendenken mutet praktisch an, schließlich kann man wie ein Rechtsgelehrter nach einem bestimmten Musterweg vorgehen.
Heiraten -> führt zu -> Kinder kriegen.
So einfach sei das.

Bisher (bisher!) wurden wir genau von 7 geladenen Gästen gefragt, wann es denn dann bei uns "mit dem Versuchen" losgehen soll. (Bei der Phrase "mit dem Versuchen" wird man übrigens immer entweder ziemlich obszön oder ziemlich dümmlich angegrinst...)
Eine ulkige Geschichte, schließlich sind wir von dem Thema noch ein wenig entfernt, sagen wir so 3 bis 4 Lichtjahre, nein, ich mein natürlich: lichte Jahre.

Nein, Leute, also im Ernst.
So nett es auch ist, uns Kinder zuzutrauen.
Und so sehr wir uns auch auf eigene später freuen.
Wir haben doch schon eins, das unsere volle Aufmerksamkeit braucht.

Mich.


___
* Das ist ein Gerücht, das hab ich nie!
(Babys vertragen Weihrauch wohl nicht so gut...)