11 Mai 2006

Die Schuhe des Bräutigams

Ok, Männer, mal ehrlich, was ist der größte Unterschied zwischen uns und den Hühnern?
Richtig, wir können ein Paar Schuhe in 10 Minuten kaufen, kommen damit mindestens 2 Jahre aus und brauchen derer maximal 4 in Besitz um voll den gesellschaftlichen Ansprüchen zu genügen.
Hausschuhe, Straßenschuhe Sommer, Straßenschuhe Winter, Schicke Schuhe, das muss reichen; wenn man noch Sport macht, selber Schuld, dann sicher noch Turnschuhe, und wenn man viel Krawatte trägt, dann hat man halt 2 Paar schicke Schuhe.
Ok, 6 Paar Maximum.

Frauen sind da anders.
90 Paar Schuhe, passend zu allen Lebenslagen, plus noch mal 40 für Stimmungen zwischen den Stimmungen, jeweils eines für Ausgehen im Dämmerlicht, für Spazierengehen im Sonnenaufgang, für Barfuss laufen am Strand und für Tage die mit G enden, es summiert sich im Laufe der Zeit locker auf ein Schuhzimmer zusammen.
Ich glaube das liegt daran, dass schon kleine Mädchen sich Aschenputtel mit dem verlorenen Schuh immer wörtlich vorstellen und da quasi schon ein präpubertäre Neurose geschaffen wird:
Haste keine schönen Schuhe, gibbet keinen Prinz!

Jedenfalls, und das ist hier eigentlich mein Thema, brauche ich für die Hochzeit ein neues Paar Schuhe.
Nicht, dass mein altes schickes Paar nicht mehr gut aussähe oder passen würde, nein, der Schneider hat gesagt, dass man dieses von mir geliebte Lloyds-Muster nicht zu dieser Art von … Kleidung tragen darf.
Sandalen oder gar nichts.
Kleiner Scherz.
Nein, glatte Schuhe sollten es sein, wenig Nähte, aber kein Hochglanz.

Ok, alles klar, dachte ich mir, gehst du einfach mal in die Stadt und guckst durch die Läden.
Mein persönlicher Rekord, und da bin ich stolz drauf, liegt bei Schuhkauf unter 4 Minuten.
Rein, Tchacks gegriffen, anprobiert, passt, gezahlt, raus. 2 Sommer gehalten.
Mir war zwar klar, dass das diesmal nicht möglich sein wird, aber wirklich lange wollte ich nicht rumeiern.

Zu dumm, dass Dani Wind von der Sache bekommen hat.
Es gibt nur eine Sache, die schlimmer ist, als Frauen die Schuhe kaufen, nämlich Frauen, die mit ihren Männern Schuhe kaufen. Wenn ihr mal Lust auf frustrierte und gequält dreinschauende Männer habt, geht mal donnerstagabends in den lokalen Deichmann.
„Nein, so kannst du nicht rumlaufen, das passt nicht zu dir!“
„Versuch doch mal die hier, das ist nun schick.“
„Jesus hatte nicht solche an, das stimmt nicht, wir kaufen die jetzt!“
Ich hab’s versucht wochenlang zu verzögern, aber ich kam nicht drum rum. Sie wollte mit.

Nein, diesmal wird nicht getrödelt, wir kaufen auf Männerart Schuhe!
Das Weib im Schlepptau, ab rein in einen Schuhladen und mit einer flotten Links-rechts-Blickkombination erkannt, dass es hier nichts gibt, was ich suche.
Also direkt und unter Protest von Daniela „Aber wir haben doch noch nicht da hinten geguckt!“ wieder raus.
Nächster Laden, ähnliches Glück, wobei ich mir, um das Gemaule abzustellen, Zeit genommen habe, ein Paar anzuprobieren.
Aber leider habe ich Füße wie ein Jäger und nicht wie ein Sammler, so dass ich mit hydrodynamisch geformter Pfeilform dann doch deutlich an meine (Zehen-) Grenzen stoße.
Und auch im dritten Schuhladen war es Essig mit meinen Vorstellungen.
Tolle Jesuslatschen, geile Gummistiefel, aber sonst…
Etwas frustriert, dass wir nun schon eine Stunde durch die Stadt laufen und ich erst 2 Bratwürste vom Stand gegessen habe, näherten wir uns dann einem Frauenladen, also einen Laden in dem Männer nie alleine anzutreffen sind, sondern nur mit Frau oder gar nicht.
Der gemeinte Laden hier: Strauss.
Ich weiß gar nicht mehr, was Dani genau dort wollte, vermutlich „nur mal kurz gucken“, jedenfalls kam sie auf einmal mit einem passenden Paar Schuhe auf mich zu, der ich wartend bei den Sonnenbrillen stand.
Wer hätte das gedacht!
Die passten nicht nur, die sahen auch noch gut aus.
Und kosteten sogar ein Vermögen.
Yippie.

Männer, es kommt für jeden Mann beim Einkaufen der Zeitpunkt, in dem man stark abwägen muss zwischen „viel zahlen und heim“ sowie „etwas günstiges aber noch einen weiteren Tag mit ihr durch die Stadt suchen“.
Nicht, dass ich geizig wäre. Aber bei gleicher Qualität zahle ich nun mal ungern 50€ mehr, außerdem wollte ich meinem Engel ungern die Befriedigung geben, dass sie die Schuhe schon wieder ausgesucht hat.
Ach, sei’s drum. Hauptsache Schuhe. Ab zu Kasse und gut.

Ich hab dann zu Hause noch mal eine Runde auf meiner Brust getrommelt und auch den Schuhkarton benutze ich noch bald für irgendwas anderes männliches wie abgefeuerte Patronenhülsen oder selbstgezogene Tigerzähne.
Aber trotzdem grinst Dani mich stets feist in dem Wissen an, dass auch wenn ich grade in Boxershorts und Hawaihemd mit meinen einzulaufenden Hochzeitsschuhen am PC sitze, sie diese ausgesucht hat und damit wieder einen kleinen Sieg verbuchen konnte.

Egal, Hauptsache endlich Schuhe für die Hochzeit.