09 Mai 2006

Junggesellen-Abschied III

Am Samstag waren unsere Junggesellenabschiede.
Holger und Janine hatten sich echte Mühe in den vergangenen Wochen gegeben, sowohl das Datum und auch das Was geheim zuhalten, hatten dabei sogar recht gut Erfolg.
Bis vor 3 Wochen waren wir immer davon ausgegangen, es wäre das erste Mai Wochenende, schließlich erschien es uns perfekt.
Wir hatten keine anderen Termine, es gab ein langes Wochenende und der Abstand zur Hochzeit war ausreichend, denn eine Woche vorher wäre dann doch zu stressig gewesen. Zudem hatte Holger mich eindrücklich gewarnt, für diesen Tag keine beruflichen Seminare zu buchen, die im Mai alle massenweise stattfinden.

Wenige Tage vorher jedoch meldete sich Holger bei mir und informierte mich, dass zumindest Danis Abschied am 6. wäre, ich sollte bitte dafür sorgen, dass sie sich dann nichts vornimmt. Jener Samstag jedoch war von uns für Ahaus verplant, letzte Gespräche mit Kirche, Restaurant und Fotograf etc.
Dani, unwissend über Holgers Anruf, hatte nämlich genau an dem Abend angefangen, die Termine in Ahaus zu vereinbaren, einen sogar schon am Freitag, so dass mein kurzfristiger Einfall, einfach Samstag die Abfahrt durch lange schlafen oder quengeln zu verzögern, bis die Mädels da wären, auch ins Wasser fiel.
So fand ich mich also wenige Tage später in der Position wieder, dass ich zwar hinter Danis Rücken alle Termine in Ahaus wieder abgesagt, ihr davon aber natürlich nichts gesagt hatte, sie sich nun jedoch wunderte, warum ihre Mutter, die von Holger und Janine informiert worden war, sie fragte, warum sie immer noch Termine für den Samstag in Ahaus machen würde.
Chaos!

Nun, zum Glück, und das meine ich wirklich so, reden Daniela und ich sehr viel miteinander, so dass nach kurzem Nachdenken und Gespräch sich nun herausstellte, dass sie zwar wusste, was die mit mir auf dem Junggesellenabschied vorhaben, nicht aber wann er sei; ich hingegen nicht wusste, was die mit ihr machen, aber wann.
Da aber plötzlich alle meine Jungs an jenem Samstag mit ziemlich fadenscheinigen Argumenten keine Zeit mehr hatten und sich umgekehrt überraschend Jens & Henning zum Besuch „weil sie in der Nähe seien“ ankündigten, konnten wir uns ausrechnen, dass ich an dem Samstag ebenfalls dran wäre.

Spannung machte sich breit.
Würde Dani einen Chippendale-Männerstrip sehen? Würde ich die erste Frau mit 3 Möpsen kennen lernen? Flug nach Spanien? Pizza-Strip in Italien? Staatsausweisung aus der Türkei?
Schließlich hatten wir ja einige Wünsche geäußert, das soll doch wohl alles geklappt haben?

Nun, fast.
Letzten Samstag dann stürmten am frühen Nachmittag eine kleine Horde von unseren Freunden in unsere Wohnung, die Jungs packten sich mich und wir fuhren zu einem mir unbekannten Ziel, irgendwo Richtung Mönchengladbach. Über Dani erfuhr ich nur, dass die erstmal picknicken würden, während ich...
Oh man.
Die ganze Fahrt über kam Holger alle 2 Minuten mit einer neuen Geschichte die ich nun angeblich machen müsste. Tauchen mit Krokodilen, Fallschirmspringen im Tandem, Kühe melken, alles war dabei. Ich war leicht nervös.
Es gibt im Moment nämlich genau 3 Dinge im Leben, die nun so kurz vor der Hochzeit nicht mehr machen würde: Fallschirmspringen, Bungee springen und Speedboot fahren.
Das Risiko, mir dabei die Hacken zu brechen und dann in der Kirche zu humpeln sticht meine Neugier und Abenteuerlust nämlich im Moment deutlich aus, so dass ich Holger, in böser Vorahnung, am Mittwoch noch angerufen hatte, dass es so was bitte auf gar keinen Fall sein dürfte.
Und jetzt ratet Mal, wo wir hinfuhren…
Ein Flugplatz für Segelflieger und Fallschirmhüpfer in Grefrath.

Ok, die haben das knapp 20 Minuten durchgezogen, und mir erzählt, mein Sprung wäre um vier, ich solle gleich endlich mal zur Einweisung gehen.
Ihr glaubt nicht, was mir ein Stein vom Herzen gefallen ist, als die mich lachend und unter Kamera aufgeklärt haben, dass das zwar ursprünglich geplant war, aber aufgrund meines Anrufes am Mittwoch dann doch abbestellt worden ist.
Leck mich fett, hab ich geschwitzt.

Ich möchte an dieser Stelle übrigens noch erwähnen, dass einen Tag später 2 Fallschirmspringer tödlich verunglückt sind. „Ungebremst auf einem Acker aufgeschlagen“ hieß es in den Nachrichten.
Ich glaube, daher kommt ursprünglich das Wort Totengräber.

Jedenfalls haben wir dann erstmal rund um den Flugplatz gebosselt und jedes Mal, wenn einer in den Graben geworfen hat, musste ich einen trinken.
(Mir kam so manch ein Wurf sehr seltsam vor, das ließ dann aber auch irgendwann nach...)
Außerdem musste ich unterwegs Aufgaben bewältigen, zum Beispiel gelbe viel zu kleine Gummihandschuhe tragen, mit der spitzen Hammerseite Nägel in einen Baum hauen, mit einer Klobürste weitwerfen oder Gummibänder bei orkanartigem Seitenwind in eine Bierkiste schnipsen. Und immer wenn was nicht klappte: Martini oder Roten trinken.
In der Sonne.
Bei 2 Broten Frühstück als Grundlage.
Als wir auf dem Rückweg waren, um 7 war in der Düsseldorfer Altstadt einen Tisch im Lousianna bestellt, war meine Lampe so was von an, dass ich ehrlich besorgt um Holgers Auto war.
Ging aber gut, zumal wir nach dem Umstieg auf S- und U-Bahn in der Altstadt ordentlich fettig essen waren, dicke Burger und Bier.

Ich erwähne nun nicht, dass ich den Rest des Abends, ab holgers Wohnung, ein viel zu enges rosa T-Shirt mit einer gut lesbaren „Ich will heiraten“ Markierung und eine rosa Handtasche tragen musste, zusammen mir einem Pulk von roten Herz-Luftballons.
Das wäre mir wohl zu peinlich.

Was ich aber gerne erzähle, ist dass ich natürlich als Aufgabe hatte, Dinge wie Haarklammern und Schnäpschen zu verkaufen, Unterschriften von Chikkas auf meinem Muscleshirt sowie Widmungen und Glückwünsche in einem Büchlein zu sammeln.
Wer schon mal in der Düsseldorfer Altstadt war, kann sich vorstellen, was ich meine, wenn ich sage: Das war nicht so schwer wie man meint.
Allein mit allen Junggesellenabschiedsgruppen vor Ort hätte man locker eine 500 Personen Party auf die Beine stellen können, außerdem war in Düsseldorf noch „Nacht der Musseen“, also musste ich mich nur auf die Haupttouristenstraße stellen und schon war alles im Fluss.
Selbst ein Polizist, von Holger angesprochen, hat mir eine Widmung hinterlassen.

Doch, der Abend war gut, wir hatten echt Spaß, auch wenn sich die ersten natürlich schon beim Essen verabschiedet hatten.
Der harte Kern, also Henning, Jens, Holger, HolGER und ich jedoch zogen die Party bis zur letzten Bahn durch´, und ich muss ganz ehrlich sagen: Auch wenn wir nicht in einem Stripladen waren, ich hab noch nie so viele hübsche und tiefe Ausschnitte angucken dürfen.
Denn offensichtlich haben Frauen Mitleid mit einem bald verehelichten jungen Mann in rosa Hemdchen und erlauben sich und einem angetrunken eine Menge mehr als wenn man sich zum Beispiel zufällig in der Stadt trifft.
Harmlos zwar immer noch (soll ja auch) aber schon deutlich lasziv.
BingoBingoBingo!

Nachts haben wir dann plangemäß bei Holger gepennt, schließlich hatten die Mädels unsere Wohnung okkupiert und aus einem mir nicht verständlichen Grund wollten die wohl keine angetrunkenen hormonüberfluteten Kerle aus der Altstadt nachts um 4 in Empfang nehmen.
Pussys!

Nein, war super.
Das einzige was mir gestunken hat, war, dass die Mädels Dani irgendwann das Handy weggenommen hatten und wir uns nicht SMS’en konnten, was beim anderen gerade geht.
Das hatten wir nämlich eigentlich so ausgemacht, und wenn Dani mal anders als abgesprochen nicht auf Nachrichten antwortet werde ich leicht nervös.
So tippte ich also treudoof und befehlsgemäß weiterhin meine Meldungen und hoffte auf das Beste.

Am nächsten Morgen, eigentlich Mittag dann, kehrte ich jedoch heim und fand Dani wohlbehalten und unversehrt auf dem Balkon in der Sonne, so klärte sich alles schnell auf und auch sie hat viel Spaß gehabt.

Doch, war wirklich gut.
Egal, ob ich mir das urspünglich anders vorgestellt hatte oder nicht; wichtig war, dass ein entscheidender Teil meiner Freunde da war, dass wir ausgelassen gefeiert haben, dass ich wie eine Tunte in der Altstadt rum gelaufen bin und dass ich schon heute versprechen kann, dass ich für diesen doch wirklich gelungenen Tag mich eines Tages, bei den Abschieden von den Beteiligten Freunden revanchieren werde.

Junggesellenabschied gefeiert.
Jawoll!
Jetzt kommt bald die Hochzeit...

1 Comments:

Anonymous Anonym said...

Rosa steht dir sehr gut ;-)
Und die gelben Handschuhe ein Traum. Mist, die hättest du ja auch noch in der Altstadt tragen können ^^.

Liebe Grüsse
Holger

11:48  

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