Spruch: Schnapp den Drachen
Neben ihr fernsehschauend war mein einziger Kommentar:
"Hab ich schon."
Sie hat gelacht, als sie mich Arsch genannt hat.
Ein Blog über den ganz normalen Wahnsinn einer Hochzeitsvorbereitung.
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Ja, richtig. Mit der Hand. Und meinem Füller. Und fehlerfrei!
Ich kann mich noch genau erinnern, wie ich da tagelang am Esstisch saß und so was von keinen Bock hatte die tausende Karten zu schreiben.
Jede noch so willkommene Ablenkung habe ich genutzt, ich glaube, ich hab zum Beispiel nie wieder so gerne und so ausgiebig abgetrocknet wie damals.
Damals hab ich mir geschworen, mir so was nie wieder anzutun, aber (und das hat mich selber überrascht) heute sehe ich das anders.
Wie zu erwarten müssen wir für die Trauung nun ja auch Leute schriftlich einladen und trotz Evolution zu eMails, Telefon und Fax ist es immer noch Brauch diese auch per Post "händisch" zu verschicken.
Da wir mittlerweile schon 2x eine Hochzeits-Einladung bekommen haben (was nicht daran liegt, dass wir keine Freunde haben, sondern dass diese Mädchen sich bloß alle nicht zu trauen trauen), hatten wir ja nun schon eine ungefähre Vorstellung von dem, was wir so leisten sollten.
Also suchen wir derzeit nach einer Lösung für die Einladung.
Ich bin ja mehr der Anhänger von "ganz oder gar nicht", also entweder man ruft alle an, checkt ob sie es im Kalender eingetragen haben und ruft 2 Wochen vor der Trauung noch mal an, um zu fragen wer denn nun kommt; oder man macht es richtig und verschickt schöne selbst gebastelte Karten, die auch irgendwas über einen aussagen.
(Wenn auch nur, dass man sehr viel Freizeit hat.)
Anfangs fand Dani letzteres auch eine gute Idee, schließlich haben Katrin und Thorsten (bei denen wir als höchstes Zeichen der Bewunderung so manche Idee abkupfern) ebenfalls so ziemlich alles selber gebastelt.
Find ich eigentlich ganz cool, vermutlich weil ich diesmal den Text breit grinsend mit dem Drucker eindrucken würde und nur ein wenig die Schere und den Pritt-Stift schwingen würde.
Also hat sie sich ein Buch gekauft mit ein paar Ideen zu so was.
Unnötig zu erwähnen, dass dieses Buch aus vielleicht 40 Seiten besteht aber ungefähr so viel wie ein Neuwagen kostete.
So neumodischen Schnickschnack wie das Internet benutzen wir ja für so was nicht.
Irgendwie jedoch fand sie dort keine guten Ideen, außer dass die Tischkarten und die Dankkarten und die Menükarten doch alle dasselbe Motiv dann haben müssten.
Und das ist ihr zu viel Bastelei.
Also, erstens war ich der Meinung, die Menükarten sind Sache der Gaststätte.
Zweitens sind Dankkarten für mich was, was man Wochen später liest und wo das Motiv egal ist. (Eigentlich wäre es ja männlich-clever, die direkt auf der Feier zu verteilen, schließlich sind die, die sie dann bekommen ja auch grade alle da.)
Und drittens sollen vielleicht 70 Einladungen viel Arbeit sein, aber tagelang Window-Color-Bilder malen und dann an der Scheibe quasi mit der Wasserwaage ausrichten ist nix?!? mpf...
Also sucht sie nun nach Druckereien hier in der Gegend, gestern waren wir bei der ersten, um uns mal deren Motiv-Bücher anzusehen.
Leck mich fett, gibt es da viele.
Ok, der Fairness halber muss ich zugeben, wir haben eigentlich nur 2 Ordner gezeigt bekommen, aber die waren so randvoll mit Ideen und Mustern und Farben, dass ich mich schon nach dem dritten "oder gucken Sie mal die hier" entschieden hatte, dass ich lieber ein Fax schreiben würde.
Und überhaupt: Was für eine Farbe soll bitte Lavendel-Charmion sein?
Ich bin mir nicht mal sicher, ob das so geschrieben wird.
Eigentlich bin ich ja farbenblind, aber ich weiß wie ich diese Farbe genannt hätte:
Schwuchtelblau.
Wenigstens ist Dani grundsätzlich ob des Aussehens meiner Meinung; wir suchen wenn etwas in rot und mit Herzen.
Aber da gestern war nichts wirklich schönes dabei, und selbst für die anderen wollten die ganz ordentlich Geld haben.
Also hat sie heute noch mal eine andere Druckerei angerufen, die schicken uns Muster direkt nach Hause.
Mal sehen, ob da was Gutes bei rumkommt.
Schließlich hatte ich noch eine Idee für die Dank- und die Tischkarten.
Wenn man einen hübschen Stein nimmt und da mit der Flex von oben einen schmalen Schlitz rein schleift, in diesen dann das Namenskärtchen an den Tischen rein steckt und vielleicht auf die Rückseite so was wie "Daniela & Florian, 27.05.2005" schreibt, dann können die Leute den Stein mit nach Hause nehmen und wenn wir dann die Danksagungen (ja wahrscheinlich mit Photo) verschicken, dann haben die Verwandten und Freunde so gleich die Möglichkeit das Bild in den Stein zu stecken und uns irgendwo in die Photoecke zu stellen, ohne einen Rahmen kaufen zu müssen.
Genial, oder?
(Und wenn das halt grad nicht stimmt ist es zumindest ein guter Schmuck.)
Da wir auf unserer Verlobung damals schon ahnten, in welche Richtung das alles führen würde, hatten wir wohlweißlich lediglich die Namen des jeweils anderen eingravieren lassen, zudem steht bei meinem auch noch eine umgedrehte 666 drin, was ja bekanntlich die Zahl des Teufels ist.
Dani sagt zwar immer was wäre was ganz anderes, aber manchmal beobachte ich sie heimlich dabei wie sie vorm Spiegel ihre Hörner wieder reindrückt und dabei irgendwas auf Latein murmelt.
Außerdem wird mir immer kalt und schwarz vor Augen, wenn ich versuche ihn abzunehmen.
Sei's drum...
Jedenfalls war für mich das Thema Trauringe damit eigentlich durch, wir hatten abgemacht, dass bei einer eventuellen Trauung nur noch das Datum eingraviert wird.
Weit gefehlt...
Wisst ihr, langsam erkenne ich da ein Verhaltensmuster:
Egal was Frauen vor der Trauung darüber sagen: wenn es akut wird ist das alles falsch und ungültig.
Ich soll ihr nun also einen Vorsteckring besorgen.
Ich kannte das Wort bis zu diesem Tag nicht mal und selbst jetzt bin ich mir nicht mal sicher, ob man darunter nicht eigentlich ein Accessoire aus dem Beate Uhse Katalog versteht.
Aber offensichtlich ist das eine alte Tradition oder ein Brauch oder sowas. (*)
Nun war ich eben in der Stadt und konnte so auch mal kurz in unseren örtlichen Gold & Juwelendealer reinhüpfen, der zufälligerweise auch van Wüllen heißt und meines Wissens auch aus Wüllen kommt, einem designiertem eingemeindeten Dorf von Ahaus.
Nach kurzer Wartezeit sprach ich also mit der Fachverkäuferin und erklärte ihr meine Lage.
Als sie mich fragte, wann denn die Hochzeit wäre und ich wahrheitsgemäß mit "Ende Mai" antwortete wandelte sich der Blick ihrer Augen von stressartiger Mordlust in Wohlwollen.
Offensichtlich haben Juweliere vor Weihnachten besonders viel zu tun.
Ich soll halt im März wiederkommen, das würde für die Gravur dicke reichen.
Und für den Vorsteckring: Sie hat mir ein paar Kataloge mitgegeben, damit ich mit Dani mal rausfinde, welche Art ihr überhaupt gefällt.
Unglaublich was es da alles gibt.
Nun, da Dani das hier auch liest kann ich meine komplette Idee zu dem Trauring Vorsteckring nicht preisgeben, aber nur soviel:
Sie wird richtig freudig überrascht sein.
Und mir macht das dann auch Spaß.
Ich hab’s echt drauf.
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(*) Dieser Satz ist eine Hommage an Robert Rankin und an Lutz, der mich auf dessen Bücher aufmerksam gemacht hat.
bis auf dass sie auf das Hochzeitsfoto will (ist abzulehnen) und das ich gerne im Hawai-Hemd-Stoffmuster-Anzug heiraten möchte (ist zu bejahen) gibt es da eigentlich nur noch das Reizthema "Tanzen".
Um es kurz zu sagen:
Ich finde tanzen doof.
Also nicht das "abtanzen" am Wochenende, sondern das Walzer-Chachacha-Tanzen, dass man in Tanzkursen durchleben muss.
Ich konnte mich schon in meiner Jugend erfolgreich vor dieser bei 13-15 jährigen Paarungswilligen so beliebten Bewegungsträgödie drücken und hatte an sich auch nicht vor, es im späteren Leben nachzuholen.
Aber es kommt wie es kommt, man wird paarungswillig und irgendwann kriegen sie einen.
1-2-Schritt-1-2-Schritt-Rückwärtsrolle-uund-Stand.
Juhu.
So auch mich vor 2 Jahren. Ich weiß nicht mehr was Dani mir alles zur Motivation versprochen oder angedroht hat, aber ich hab damals nachgegeben und wir gingen also hin.
Leider leider mussten wir den Kurs dann aber mittendrin abbrechen, ich wurde nach Fürth befördert und zog weg von Neuss. So ein Pech.
(Daniela behauptet immer noch, dass ich nur weggezogen bin, weil ich mich vorm Kurs drücken wollte, aber das kann sie nicht beweisen. )
Nun, inzwischen bin ich wieder da und wir wollen die Hochzeit und natürlich tanzt man dort auch.
Ich vertrete ja den Standpunkt, dass man im Gefühl der völligen Liebe, welches mich ja sicher bei der Hochzeitsfeier durchströmen wird, allein durch das Herz geführt jeden Tanz mit der Braut aus dem Effeff beherrschen wird und dass es absolut unnötig, ja sogar störend ist, wenn man in diesem Augenblick der völligen Vereintheit durch vorher indoktrinierte Schrittfolgen quasi mechanisch ein Programm abhumpelt.
Dani sagt, das ist Bullshit.
Also habe ich keine Wahl und muss einen Hochzeitstanzkurs machen.
Mein einziger Trost ist, dass ich das nicht allein durchstehen muss, ein sehr guter Freund von mir, mit dessen bessere Hälfte mit Dani sehr gut befreundet ist, muss da nun ebenfalls durch.
Ich hatte zwar gehofft, dass er mich ablehnend unterstützt, aber leider ist er unmännlich der Meinung, so was würde einfach dazu gehören.
Ich sehe einfach keinen Ausweg...
Dani erzählte mir heute, dass das Standesamt unseren "reservierten" Termin bis zum 20. April reserviert hält, falls wir es doch nicht schaffen sollten, übernächsten Donnerstag hinzugehen und das final zu buchen.
Muss ich wohl beim Lesen des "Baum-Angebots" überhört haben.
4 Wochen?
Mhm, dachte ich mir, wer beschließt denn schon so kurzfristig zu heiraten?
Außer vielleicht in Las Vegas...
Und vor genau 5 Minuten habe ich mit einer alten Bekannten hier aus Neuss gechattet, welche mir erzählte, dass sie und ihr Freund innerhalb von 3 Wochen die Hochzeit vollbringen wollen.
Hehe, so kann’s gehen.
Freitag Abend um 18:00Uhr hatten wir unser erstes Gespräch in St. Josef mit Diakon Josef Korthues, einem wirklich sehr netten Menschen, der mich auch schon seit meiner Babyzeit kennt.
Ich wurde damals in St. Josef getauft und meine Mutter war später mit mir aktiv bei der JG oder einem dieser familienaktiven Gruppen, so genau weiß ich die Namen nicht mehr.
Jedenfalls hatte Josef, den wir nun duzen dürfen, mich wohl per Telefon bisher nicht direkt zuordnen können, aber als wir dann vor ihm standen und er noch mal den Namen las wurde ihm schlagartig klar, dass ich der kleine Rabauke von damals sein müsse.
Dani hat viel gelacht, als man in der Mimik sehen konnte, wie Josef sich vermutlich sehr plötzlich an einige von meinen Untrieben von damals erinnert hat. Egal.
Er hat dann noch mal den Termin kontrolliert, hat uns gesagt, dass das eigentliche Traugespräch erst so ca. 6 Wochen vor der Hochzeit ist und dass man dann auch erst alles klärt; also wie der Gottesdienst sein soll, ob man Messdiener und Kerzenträger möchte (möchten wir), wer die Messe hält, usw. usw.
Ich fand das sehr beruhigend, für mich ist damit der Teil "Kirche" bis Mitte April erstmal geklärt.
Dani hat zwar etwas gemoppert, dass sie nun immer noch nicht genau wüsste wie das nun alles läuft, aber wenn es nach ihr ginge hätten wir vermutlich jetzt schon neben dem Lebenslauf der Pfarrer und aller 120 in Frage kommenden Messdiener auch schon eine Computersimulation davon, wie weit dann die Osterkerze abgebrannt sein wird und wie sich das auf die Lichtverhältnisse in der Kirche während der Trauung auswirkt.
Ich warte ja nur auf den Tag, an dem sie anfängt bei den Wetterdiensten herauszufinden, wie das Wetter im Mai wird. Wir haben schon November, sollte bald losgehen...
Josef hat uns übrigens eine Information am Rande gegeben, die mich dann doch sehr schockiert hat:
Die Braut darf mit in die Kirche.
Nein Scherz... hehe ... konnte ich mir jetzt nicht verkneifen.
Nein, die Info war:
Dieses Jahr hat in St. Josef nur ein (in Zahlen: "1") Paar sich das Ja-Wort gegeben.
Eins!
Nicht pro Woche. Oder pro Monat (was mir immer noch zu wenig wäre...).
Das ganze Jahr.
Jetzt frage ich mich:
Was ist bloß los mit den Leuten?
Haben die alle den Glauben verloren?
Oder wollten die alle lieber in St. Marien heiraten, der Kirche in der Stadt, die das Aussehen und den Charme eines Karstadtgebäudes aus den 60'ern hat.
Ich hoffe letzteres, wenn überhaupt.
Ich fände es zutiefst alarmierend, wenn die Menschen bei uns nicht mehr kirchlich heiraten würden. Immerhin ist Ahaus ja nicht zuletzt auch tiefstes katholisches Münsterland.
Also, mir persönlich ist der Schwur vor Gott wesentlich wichtiger als die Unterschrift vor dem Steuer-Staat.
Dani ebenso, hab sie vorsichtshalber nochmal gefragt.
Deswegen laden wir ja auch alle dorthin ein, und nicht zur Trauung ins Standesamt Neuss eine Woche früher.