23 Mai 2006

Schlechtes Wetter?

Wenn man so momentan den Wetterfröschen lauscht, gleichgültig ob im TV, Radio oder im Internet, man könnte meinen, die erlauben sich einen üblen Scherz mit uns.
Schlechtes Wetter am Wochenende; wo gibt’s denn so was?
Wenn Engel heiraten (das beziehe ich nicht auf mich) scheint immer die Sonne.
Das weiß doch jeder!

Nein, ich glaube fest an samstäglichen Sonnenschein, wenn auch nur für ein paar Stunden.
Dani hingegen scheint meinen Versicherungen nicht zu trauen.
Und so erwartete sie mich heute zu Hause mit dem Wunsch, dass wir uns noch eine wetterfeste Ersatz-Location suchen.
Denn mal ehrlich, Aufnahmen im Fotostudio, bloß weil es regnet?
Das ist doch etwas arg farb- und fantasielos, oder?

Bloß wo?
Selbes Problem wie schon vor Monaten.
Es gibt in Ahaus nicht viele schöne "innere Orte", an denen man knipsen könnte, wenn draußen die Welt untergeht.

Dass die Welt schon bei leichtem (!) Regen und Wind für so manchen untergeht, muss ich hier jetzt einfach noch mal erwähnen, da Dani gerade telefonierend neben mir sitzt und mit einer dort nicht anwesend gewesenen Freundin über das schlechte Wetter am vergangenen Samstag spricht.
O-Ton: "Die Wellen (auf dem Rhein, Anm. v. mir) peitschten richtig hoch!"
Peitschten richtig hoch?
Ja, stimmt. Riesenwellen. Auf dem Rhein.
Orkanböen, quasi. Das Wasser stand schon an der Deichkante, wir konnten gerade noch die Rettungswesten anlegen, gut, dass von der Nordsee ein Seenotrettungskreuzer vorbei kam, wir wären sonst ertrunken, Holland war schon weg, im Osten wurden schon erste Dörfer aufgebenden, Niagara war ein Witz dagegen! SO HAT DAS GEGOSSEN!!!
Genau wie mein bekloppter Bruder: "Das Wasser ist schon gestiegen!"
Alle bescheuert... peitschendes Wasser... *weglach*


Wo war ich?
Achja, kein schöner Foto-Ort bei Graupelschauern...
Großes Problem also.
Vielleicht irgendwo im Schloss, schlug Dani vor.
Nee, sagte ich, dort gibt es nur Schulungsräume oder so was.
Und dann kam es mir:
Das Schulmuseum!

Das Schulmuseum, für die, die es nicht kennen, ist ein kleines aber feines und gemütliches Museum in Ahaus in einem der so genannten Torhäuser des Ahauser Schlosses.
Diese Torhäuser sind relativ kleine Gebäude, die 3 stockig in die Außenmauern des Schlosswassergrabens eingelassen sind und sicherlich, wie der Name sagt, dem Schutz des Tores dienen sollten.
Für gewöhnlich sind in diesen kleinen Häusern, 6 gibt es insgesamt, die örtlichen Jugendvereine wie z.B. die Pfadfinder oder die Messdiener untergebracht, aber in den vorderen beiden, direkt am Tor, wurden vor einigen Jahren kleine Museen untergebracht.
Eben das Schulmuseum und eines mit wechselnden Ausstellungen.
Beide recht beliebt in Ahaus.

Das Besondere an diesem Schulmuseum für mich und meine Familie ist außerdem, dass mein Großvater sein Lebtag Lehrer war; auch wenn er ab den 70ern als Schulamtsdirektor des Kreises Borken, kurz "Schulrat" die höchste Karriere in dieser Laufbahn erreicht hatte und so, als ich 6 war, in Pension ging.
Und wie es nun mal abspielt hatte er im Laufe seines Lebens auch eine Menge Dinge von und über die "Schule" gesammelt und geschenkt bekommen, von alten Tintenfässern noch aus Napoleons Zeiten, über alte Rechenschieber, bis hin zu kompletten ausrangierten Schulbänken.
Wertloserer Kram für Erben, wertvolle Sammelstücke für ein neu eröffnetes Museum.
Folglich sind also einige der Stücke, die dort ausgestellt sind, aus Opas Sammlung, was uns als Familienclan doch hin und wieder in diese Räumlichkeiten treibt.

Und dann ist da natürlich noch die Sache, dass Daniela und ich uns in der Schule in der 7. Klasse kennen gelernt haben!

Wie passend ist es also, dass wir, sollte es tatsächlich regnen, uns in diesem Schulmuseum ablichten lassen?
Das wir da nicht eher drauf gekommen sind.

Kaum war die Idee geboren versuchten wir auch schon den Fotografen zu erreichen, aber es war schon nach 6. und anscheinend arbeiten nicht alle so hart wie wir.
Also flux Nachricht hinterlassen und das Thema erstmal vergessen.
Er würde sich schon melden und dann könnte er sich ja im Museum vorstellen und alles abstimmen.

Nach knapp 2 Stunden jedoch beschlich mich ein ungutes Gefühl, und da ich gelernt habe, meinem Bauch zu vertrauen, dachte ich über die ganze Geschichte noch mal nach.
Was, wenn der Museumsdirektor nicht will oder kann?
Was, wenn der Fotograf sich nicht meldet?
Nicht, dass ich unsicher bin, aber in 3 Tage ist die ganze Aktion schon!
Da sollte ich nichts dem Zufall überlassen.
Wie war das noch, wie hieß der Direktor da noch?
War doch ein guter Bekannter von Oma...

Gut, dass es inzwischen Google gibt!
Schnell war Herr Bergen ausfindig gemacht, die Nummer stimmte, und ich erklärte mich und meine Idee am Telefon.
Er war begeistert.
Besser noch: Er sagte direkt fest zu, das Museum extra für uns am Samstag schon 2 Stunden eher zu öffnen, selbst wenn die Sonne scheint.
Na, wenn das nicht mal nett ist?

So kann also nun Wetter kommen was will, wir sind gerüstet.
Regnets gehen wir ins Schulmuseum, scheint die Sonne wie gedacht in den Schlossgarten.

Und sie wird scheinen.
Schließlich ist Dani ein Sonnenkind.