23 Mai 2006

Geheiratet - die Erste

Jawohl!
Sie hat ja gesagt, sie hat ja gesagt... *sing* *hüpf* *freu* *immernochabgeh*

Meine Damen und Herren,
ich präsentiere Ihnen voller Freude,
den neuen Herrn Börsting,
Ehemann von Daniela:

MICH!


Haha, das hättet ihr sehen sollen.
Ich lasse die unwichtigen Einzelheiten mal aus, das und wie wir hingekommen sind ebenso wie, dass wir noch kurzfristig eine Fotografin vor Ort gefunden hatten, die zusätzlich zu Alexanders filmen geknipst hat, und das ich total "cool" war, wenn man mal von einem nervösen Hochgeschwindigkeitsfingerspielen verborgen hinter meinem Rücken absieht.
Vergessen wir auch den halben Herzinfarkt, als es hieß die Innenstadt sei ab 11:00Uhr gesperrt und den anderen halben Herzinfarkt, als die Videokamera plötzlich das Band fraß und "Please press Reset" anzeigte.

Denn schließlich ist der Höhepunkt dieses Tages ja die Trauung gewesen.
Und die kam schneller als wir dachten...

Erst warteten wir in einem Vorzimmer, die Fotografin knipste uns der Reihe nach und in unterschiedlichen Reihen durch.
Dann wurden wir vom trauenden Standesbeamten, Herrn Weber persönlich, herein gebeten.
Wir nahmen Platz, wir vier, also Holger - ich - Dani - Janine von links nach rechts vor dem großen Schreibtisch platz und der Standesbeamte begrüßte uns.
Als nächstes bat er die Trauzeugen um unsere Pässe, um die Ringe und erklärte dann erst einmal, was da alles für Papiere vor ihm lagen.

Da war zunächst mal der Heiratsantrag vor dem Standesamt, dann der Antrag auf meine Namensänderung, diverse Familienurkunden und natürlich dann die Papiere für nachher:
Eheurkunde und Bescheinigung über Namensänderung sowie das Familienbuch.
Das zeigte und erklärte er alles sehr feierlich, dann begrüßte er uns noch mal als Brautpaar und begann mit seinem Text.
Ok, ok, wir waren an dem Tag die 5. und letzte Trauung und irgendwann hat man vermutlich seine Zeilen auswendig im Schlaf drauf, daher verzeihe ich ihm mal, dass er etwas eintönig daher kam.
Im Text ging es hauptsächlich um die Verantwortung von Eheleuten zueinander und zu Nachkommen, sowie, untermalt von 2 Gedichten, um Vertrauen, Vereinigung (hier dachte ich irgendwie an Fummeln und das sieht man in meinem Gesicht auch sehr gut auf dem Video...) und das Glück, wenn man einen Menschen an seiner Seite für das weitere und hoffentlich restliche Leben hat.
Zwischendurch schaute ich immer mal wieder zu Dani, auch sie sah und lächelte mich an.
Es ging uns gut.
Doch plötzlich, gerade als wir alle etwas eingelullt da saßen, bat uns der Standesbeamte nun mit ihm aufzustehen.

Ich weiß nicht mehr, was ich genau gedacht habe, vermutlich dachte ich an weitere Unterschriften, die wir ja auch schon vorher machen mussten, jedenfalls erhoben wir uns lässig und standen da so vor ihm, da fragte er auch schon plötzlich "Und so frage ich Sie, Daniela...."

*PEEENNNG!!!!*

Auf einmal kam es.
Heiß und kalt, Schweißausbrüche und flaues Gefühl, die Adern schienen aus dem Hals platzen zu wollen, leichter Schwindel....
Hilfe, was ist denn nun?
"...antworten Sie mit: Ja."
"Ja."

Ähhh!
Moment!
Stop!
Was geht hier ab?
Nu wartet doch!
"Und so frage ich Sie, Florian...."
Aaaaahhhh! Der macht ja schon weiter!

Ich war total überrumpelt!
Quasi erst als Daniela "Ja." gesagt hatte, verstand ich überhaupt was da so urplötzlich vor sich ging.
Da sitzt man friedlich auf dem Stuhl, lauscht einem Gedicht und plötzlich kommt die Frage aller Fragen?
Und Dani ist auch schon fertig???

Hey, sie hat ja gesagt!
Cool!!!!
Schnell, zuhören, seine Frage ist gleich zu Ende.
Aufpassen!

"... antworten Sie mit: Ja."

Ich stand vollkommen neben mir. Partielles Blackout, quasi. Ich kann nicht genau sagen warum, man hätte mich in dem Moment alles fragen können: Wie alt ich sei, wie mein Name sei oder ob es Tag oder Nacht ist, ich hätte es nicht gewusst.

Was ich aber in diesem wirklich kaum messbar kurzen Moment wusste waren zwei Dinge:
Du WILLST das, unbedingt und mehr als alles andere, und dazu musst du nun nur "Ja." sagen.
Du wirst dabei Daniela direkt ansehen.
Hat sie nämlich nicht, die war selber viel zu baff!

Und plötzlich passierte irgendwie genau das Gegenteil von eben.
Die Zeit schien langsamer zu werden.
Ich dachte immer, so was sei Hollywood Quatsch.
So wie in "Matrix" oder "Star Trek IX". Slow Motion eben.
Unglaublich aber wahr, es kam mir vor wie eine volle Minute (ach was sag ich, länger!), dieser kurze Augenblick, und auf dem Video kann man auch sehen, dass vielleicht 1,5 Sekunden waren.

Der Augenblick, in dem mich Dani zudrehte, sie fest, mit meinem ganzen Wesen, mit allem was ich dem Moment war, ansah und folgendes mit fester Stimme sagte:

"Ja."

Das war’s.

Ich war verheiratet.

Klar, wir haben uns dann geküsst, alle haben uns gratuliert, wir waren glücklich und versuchten uns selbst erstmal zu finden, die Fotografin knipste, Alexander filmte, viel Trubel, irgendwo wurden Glückwünsche gewechselt und es war alles wieder im Zeitraffer, so im Nachhinein gesehen.

Sogar eine Kollegin und Freundin von Dani war extra hingekommen um uns mit Reis zu
bewerfen. Das finde ich so super, dass ich das hier extra mal erwähnen möchte!
Ich erklärte das nämlich eigentlich sonst für blöd, aber wenn man erstmal mit gutem Grund beworfen wird, und nicht weil man Dani in der Küche grad ärgert... Das ist schon etwas anderes!

Außerdem gab es im Restaurant später lecker Essen, wurde sogar eine kleine Rede von meiner Mutter gehalten und wir hatten alle eine gute Zeit, während wir mit Rheinblick beobachteten, wie draußen mit Hagel, Sturm und Regen die Welt unter und, laut Richard, der Fluss sichtbar hoch hing.

Und schließlich war da auch noch die tolle Überraschung, das Holger und Janine als Trauzeugen uns heimlich eine Kette mit Dosen ans Auto gebunden hatten, unsere Wohnung mit Herzballons geschmückt, Blüten auf den Weg ins Schlafzimmer gestreut und dort dann alles ganz romantisch her gerichtet hatten.

Aber letztendlich war der eigentliche Moment des Tages eben dieser kleine Moment.
Dieses kurze "Ja.".
Da lag soviel drin, das hätte ich fürs Standesamt nie gedacht.